Ledernacken – Sex Metal

Von dem Plattentitel sollte man sich nicht täuschen lassen: Die clevere Mischung aus Mosh und Apollonia ist diese Musik beileibe nicht. Sie ist im Gegenteil die einsame Vision eines Ex-Bikers, der seine Harley-Zulassung längst verloren hat und seither im eigenen Aufnahmestudio die Maschine röhren läßt. Damit schaffte es Ledernacken alias Folke Jensen bereits mit seiner ersten Maxi „Amok“ (1986) in die New Yorker Dance-Charts, aber zum puren Disco-Act war der Bursche einfach eine Nummer zu hart. Songtitel wie „Big Wheels“, „Ride On My Machine“, „Baby Wants To Ride“ machen selbst dem unvorbelasteten Hörer klar, wo es hier langgeht. Mit dreckigen Rock-Riffs zu metallischen Dance-Beats und anderen ledernen Träumen hat der wortkarge Hamburger schon auf den vorigen LPs dem Publikum alle möglichen Schocks verpaßt. Heute zeigt er sich von seiner charmantesten Seite: Mit der Stimme eines kanadischen Schwarzbären führt Jensen durch ein gekonnt zusammengeklautes Sortiment aus der Welt schwerer Maschinen, Freiheit, Abenteuer und endlosen Highways, wobei ouf allzu spektakuläre Effekte verzichtet wird: Die Samplings halten sich im Rahmen der Arrangements, Brechstangen-Einsätze wie auf frühreren LPs sind zugunsten genauerer Ausarbeitung besonders der Rhythmus-Tracks in den Hintergrund getreten.

Wie dominant der Beat auch immer ist, er steht nie alleine und findet immer wieder Unterstützung in den dichten Arrangements vieler Studio-Spuren. Daß dabei Ledernackens spezifischer Humor auch nicht zu kurz kommt, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Schrott-Disco-Rock und Hi-Tech-Fabrik vertragen sich also doch.