Lenny Kravitz – Circus :: Rock / Pop

Keine Frage: Der Mann zählt zu den positiven Ausnahmeerscheinungen im internationalen Rock-Business. Wie kein anderer Musiker hat es Kravitz seit seinem spektakulären Debüt im Jahr 1989 (LET LOVE RULE) verstanden, den Klang der 60er Jahre – Beatles, Hendrix, Curtis Mayfield — mit dem Sound der 90er zu verbinden. CIRCUS aber ist anders — von der Musik, wie auch von den Texten her. Obwohl auch hier zu hören ist, wer da die Gitarre brutzelt, setzt Kravitz doch in deutlicher Weise neue Akzente. Vergeblich fahndet der Fan nach wonnevollen Schmachtfetzen wie dem streicherverzierten, souligen Radiohit ‚It Ain’t Over‘ oder nach kellertiefen Verbeugungen vor John Lennon und Paul McCartney. Klar, auch CIRCUS beatelt bisweilen, im ein oder anderen Refrain beispielsweise. Auf allzu deutliches Klang-Recycling aber hat Kravitz diesmal verzichtet. Rauhe Riffs wechseln sich ab mit geschmeidigen, manchmal psychedelisch verfremdeten Melodien, rüder Rock mit einfühlsamen Balladen. In klanglicher Hinsicht besonders auffällig, die absichtlich naturbelassene Produktion. Mit den von Kravitz selbstgespielten, oft archaisch donnernden Drums klingen einige Songs wie bessere Demos — was Lenny weder leugnet noch stört: „Meine Musik wird immer roher.“ In krassem Gegensatz zu Lennys Lust an kruden Klängen stehen die Texte des 30jährigen: „Ich bin jetzt mehr an spirituellen Themen interessiert.“ Man merkt’s. Fast die Hälfte der CIR-CUS-Songs preisen den lieben Gott. VÖ: 11.09.