Leonard Cohen :: Ten New Songs

Zehn Jahre nach seinem letzten Album klingt Cohen immer noch wie Cohen.

Es spricht für den oft unterschätzten Humor des Meisters, wenn er ein Album mit zehn neuen Songs 10 New Songs nennt. Bald zehn Jahre ist es her, dass der Kanadier zuletzt von sich hatte hören lassen: War The Future noch eine poetisch-dunkle Abrechnung mit einem Zeitalter im Wandel („Give me back the Berlin wall“), so wirkt 10 New Songs zunächst wie eine liebevolle Versöhnung. Sieben Jahre hat der gläubige Jude im buddhistischen Kloster Mount Baldy bei L.A. verbracht, sieben Jahre, in denen er „die Stille studierte“, wie er sagt. Sieben Jahre auch, in denen er wohl keinen Ton Musik gehört haben kann: 10 New Songs klingt wie die fröhlichere B-Seite von The Future. Obwohl er doch einen Synthesizer in seiner Klause gehabt und viel geschrieben hat. Nun ist von einem 67-Jährigen aber nicht zu erwarten, dass erden Dancefloor aufmischt oder dem Indie-Rock zu neuen Impulsen verhilft. Stillstand auf Sparflamme, das war schon seit seinem ’68er-Debüt Cohens Programm. Worauf es ankommt, das sind Texte-und eine Stimme, die noch eine Oktave tiefer geworden zu sein scheint. Und war es früher einmal Jennifer Warnes, der er die Hitsauf den Leib schrieb, so lässt er sich heute von Sharon Robinson inspirieren. Sie hat Lyrics wie Melodien arrangiert und gute Arbeit geleistet. Cohen klingt wie Cohen, wenn er seine verrätselten Geschichten zu spärlichen Gitaren und einsamem Piano flüstert. Songs wie „My Secret Life“oder „Boogie Street“ sind aufgeräumt, klar und unprätentiös wie eh und je. Kein „Suzanne“, nein, und auch kein „Chelsea Hotel“ – dafür eben Textzeilen, die im Gedächtnis bleiben, sich dort unauffällig einnisten und weiterarbeiten:“It is in love that we are made, in love we disappear“. Liebe, die unpersönliche, allumfassende, ist noch immer Thema. Ein gelungenes, warmes, rundes Album. Mit einer Einschränkung: Dass es im Jahre 2001 für das Rhythmus-Problem andere Lösungen gibt als billig programmierte Eighties-Computer, das hätte dem alten Mann doch wirklich jemand sagen können

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