Leonard Cohen :: Various Positions

Vielleicht ist der Gedankengang etwas abwegig – aber bei den ersten Tönen von „Dance Me To The End Of Love“. einem Umpta-Umpta-Duett zum Einstieg in die gar nicht so „Various Positions“. habe ich mich im Ernst gefragt: Warum hat so ein musikalisch bewußt schlichter Mythenträger aus der Blütezeit des Parkas auch heute noch ganz andere Fans als Roland Kaiser?

Bevor sich nun rabenschwarz gewandete Fans in melancholisch-finstrer Entschlossenheit nach meiner Adresse erkundigen, modifiziere ich eilends: Natürlich will Leonard grundsätzlich Anderes, schreibt ernstzunehmende Lyrik und Musik, die anno 1970 auf der Isle of Wight Andacht verdiente.

Auch heute noch trägt Cohen mit souveränem Amateur-Appeal und eindringlich sanfter Predigerstimme Balladen vor. die eine unverwechselbare Atmosphäre verbreiten: die an Gleichmut grenzende und doch nicht restlos pessimistische Schwermut eines Träumers, der nicht mehr weiter weiß.

Cohens Verse lassen schon beim Lesen die zugehörigen Melodien ahnen, erlauben eine Phrasierung. die Musik und Aussage genialisch zur Deckung bringt. Aber eine kaum durch neue Ideen bereicherte Neuauflage des typischen 6/8-Feelmgs (der Baß markiert nur mit spärlichem Plop die Eins), hypnotisch monoton und dem Stillstand immer nur um einen halben Schritt voraus – ein solches Weiterstricken produziert Langeweile, wenn auch gediegene.

Da mögen textliche Höhenflüge der Neugier Ansatzpunkte bieten (es geht nicht nur um Liebe!): da gewinnt Jeniffer Warnes als Duettpartnerin Profil. Die fast allgegenwärtigen C & W-Einflüsse sind unverkrampft (in den frühen 60em gehörte Cohen zur Country-Combo .The Buckskin Boys“).

All dies sei erwähnt, weil Cohen von solch hehrem Mythos zehren kann, daß mancher es bedeutsam finden mag. Aber Cohen muß sich dann eben auch einem Anspruch stellen, der unbedachte Freundlichkeit verbietet.

Cohens Angebot auf den letzten Rillen dieses unspektakulären Albums: „If it be your will… I will speak no more.“ Wäre vielleicht nicht ganz verkehrt. So long, Leonard!