Les Gammas – Exercises De Style

Filmmusik trifft Latin-ßeats, die beiden verstehen sich glänzend, gehen gemeinsam in die Samplekiste. Und nach nicht allzu langer Zeit ist es dann da, das Album von Les Cammas, dem bisher widerborstigsten aller Compost-Acts. Eleganz ist die Instanz des Münchner Labels, aber bisher hat sich noch keiner aus Michael Reinboths Stall -trotz fortgesetzter Designeroberflächenfreundlichkeit-dabei ertappen lassen, ins Geschmäcklerische abzugleiten. Auch Les Gammas tun das nicht: Weitab vom Gebrauchsbeat experimentieren sie mit freien Improvisationen, öffnen unprätentiös Räume für Jazz-Gesang („All Of Me“,“SeeThe Sun“) oder schaffen beatfreie Zonen, in denen sich Filmmusik-Orchester breit machen dürfen. Wer hier an die dunklen Suiten des Cinematic Orchestra denkt, liegt gar nicht so falsch – obwohl Les Gammas mit „Samba Para Dr. B.“ sogar richtiges DJ-Futter im Gepäck haben. Wo andere Compost-Acts beim Jazz naschen, ohne sich wirklich in dessen Untiefen zu begeben, ist für Jochen Helfert, Mark Frank und Freunde Jazz ein Meer, in dem sie sich treiben lassen, offen für alles was passiert. Hier wird nicht geschaffen, hier entsteht: Kein begradigt laufender Track, sondern ein lebender Organismus mit einem Strudel aus Film-Noir-Sequenzen und einem Strand, an dem die Samba-Trommler von Ipanema sitzen. Und weiter draußen verschwimmen sie endgültig im Jazz-Ozean, die Grenzen zwischen handgespielter und Sample-Musik.