Les Rythmes Digitales – Darkdancer
Was bleibt von den Neunzigern? Auf alle Fälle Big Beat, der brennende Bastard aus Dance und Rock. Auf alle Fälle TripHop, die sanfte Moll-Melancholie, die die Melodie auf den Tanzboden zurückbrachte. „Wall Of Sound“ heißt das Label, das als Kaderschmiedefür beide Genres gilt. Und nun steht dieser Label-Name auf einer Platte, mit der der Groove-Zauberer Jacques Lu Cunt zurücktaucht in die (Un)Tiefen der 80er Jahre. Nik Kershaw gastiert auf dem Album- zwar nur auf einem Track, doch der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem diese Schande für die gesamte Friseurszunft kroch. Les Rythmes Digitales läßt blecherne Keyboards scheppern, sampelt die Melancholie von Scritti Politti, reanimiert mit Shannon „Ronnys Pop Show“-Trash mit Liebe und Hingabe und poliert den rosaroten Glimmer des Spät-Disco-Funks wieder auf Hochglanz. Apropos Disco: Mit dem zielgenauen Remix des Whirlpool-Knüllers „From: Disco To: Disco“ enthält Darkdancer wenigstens eine Prise 90er Jahre. Ebenso sagen in „Soft Machine“ kurz die 70er Jahre „hallo“ – mit einer modernen Hommage an die kernigen Seiten des Prog-Rock. Der Vorwurf der blanken Nostalgie trifft bei einem wie Jacques Lu Cunts natürlich völlig am Ziel vorbei. Darkdancer ereitet die 80er Jahre eine Stufe höher wieder auf, in einer mit modernen Elementen angereicherten Form, die damals noch außerhalb des Vorstellungsbereiches lag. So ist dieses Album eine geschmackssichere Kombination von Altem mit Neuem – und damit natürlich ebenfalls wieder ein Synonym für die 90er Jahre.
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