Little Blue – Angles, Horses & Pirates

Gezupfte akustische Gitarren, zu denen sich elektrische Kameraden mit druckvollem Westcoast-Sound gesellen. Dazu ein gefühlvoll mit Besen gepatschtes Drumset, während eine schmeichelnde Donovanähnliche Stimme Erinnerungen an gebatikte Blumen-Hemden wachruft. Das wäre eigentlich nicht weiter aufregend, wären da nicht die filigrane Gitarren-Arbeit und die jazzig-eigenwilligen Harmonien, die an Steely Dan erinnern. Die eleganten Slide-Licks und der Chorgesang dagegen lassen stellenweise denken, man hätte es mit den wiederauferstandenen Little Feat zu tun. Wer also steckt hinter Little Blue? Neben Steve Postell, ehemaliger Leader bei Chain O’Fools, stößt man da auf Peter Adams, der bei Carly Simon und Hiram Bullock die Keyboards bediente. Doch um allein die Gästeliste auch nur einigermaßen vollständig aufzuführen, wären zwei Heftseiten nötig. Belassen wir es bei den Gitarristen Eric Johnson und Robben Ford, der Sängerin Jennifer Warnes und einigen Leutchen der Allman Brothers Band. Produziert hat dieses Rootsrock-Meisterwerk übrigens Eric Ambel, der schon bei Nils Lofgren seine Finger im Spiel hatte. Musik also, bei der man seinen verschwitzten Hut tiefer in die Stirn zieht? Nur zum Teil. Denn Little Blue trinken trotz ärmelloser Hemden und Rocker-Tattoos auf den Oberarmen ihr Bier aus Pappbechern. Und sie gestatten ihrem texanischen Folkrock zwei atypische Merkmale: gutgelaunte Lässigkeit und musikalische Intelligenz.