Lone Star
Seit Jahren ist John Sayles Hollywoods bestgehütetes Geheimnis. Das muß sich mit seinem neuen Film ändern, denn Sayles ist Amerikas versiertester und standhaftester Independent-Filmemacher und LONE STAR sein vielschichtiges, Altman-esques Meisterwerk. Anhand des seit 40 Jahren ungeklärten Mordes an dem despotischen Sheriff Charley Wade (ein wunderbar rauhbeiniger Kris Kristofferson) skizziert Sayles Innenleben und Emotionen einer texanischen Kleinstadt an der mexikanischen Grenze. Für Sheriff Sam Deeds (Chris Cooper) entwickelt sich der Fall zu Pandoras Büchse: Der Hauptverdächtige ist sein legendärer Vater Buddy, die Ermittlungen führen ihn in ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen, in deren Kern Sam auf sich selbst stößt. Nahtlos gestaltete Sayles die Übergänge zwischen Sams Bemühungen im Hier und Jetzt und die Flashbacks in die 50er Jahre. Die Absicht ist klar: Gegenwart und Vergangenheit sind untrennbar miteinander verbunden. Langsam und sorgfältig entblättert Sayles eine Wahrheit, die selbst abgebrühte Zyniker schocken dürfte. Daß LONE STAR eine derartige Kraft entfaltet, verdankt der Film seinen absolut glaubwürdigen Figuren – und dem tiefen Humanismus, mit dem der Regisseur ihnen durch ein Fegefeuer folgt, das keinen kalt läßt.
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