Long John Baldry – Right To Sing The Blues
Long lohn Baldry? Ach, der lebt noch? Gewiß, und mehr noch: das Recht, den Blues zu singen, nimmt er für sich in Anspruch. Baldry darf das. Immerhin bildete er zusammen mit Alexis Korner und John Mayall in den 60er Jahren das magische Dreieck des britischen Blues-Booms. Immerhin war Blues Incorporated die Keimzelle der Stones und von Cream, verdienten sich bei Steam Packet und Bluesology Rod Stewart und Elton John erste Sporen. Unser Mann, der in allen drei Bands seine Hände im Spiel hatte, mutierte später zum halbseidenen Schnulzier, Nervenkranken und Radiomitarbeiter, ehe er seine einstige Passion neu entdeckte. Glücklicherweise verzichtet der 56jährige anno 1997 darauf, den bösen Buben raushängen zu lassen. Statt dessen pendelt er zwischen abgeklärter Eleganz und altväterlicher Behäbigkeit. Das Ergebnis weckt Erinnerungen an seinen (Vor-) Namensvetter Long John Silver aus ‚Die Schatzinsel‘. Der wollte auf seiner letzten Kaperfahrt den ganz großen Schatz finden und mußte sich am Ende mit ein paar Säcken voller Goldstücke bescheiden. Auf RIGHT TO SING THE BLUES hat’s viel Geschmeide – ‚They Raided The Joint‘ im bluesigen Big-Band-Sound, das akustische Gänsehautstück ‚East Virginia Blues‘ oder eine inspirierte Adaption des Klassikers ‚Morning Dew‘ – neben allerlei Tand. ‚Midnight In Berlin‘ etwa ist von Las-Vegas-Entertainment nicht mehr weit entfernt. Aber Baldreys bärbeißiges Organ und die ausgefuchste Instrumentalarbeit machen einiges wett. Punktabzug gibt’s jedoch für ein „Bonustrack“ genanntes 23minütiges Interview, in dem der alte Fahrensmann beweist, daß er viel zu erzählen, aber wenig zu sagen, hat.
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