Lou Reed – Set The Twilight Reeling
Diese Elegien haben die Leichtigkeit und Eleganz konspirativer Meisterwerke. Gläserne Kadenzen ranken sich wie eine verwaiste Sinuskurve um ihren Leit-Akkord. In beiläufigem Sprechgesang kündet Lou Reed von den Nichtigkeiten des Lebens. Seine Gitarre ist unaufdringlich wie sachter Regen in einer Sommernacht, nur ab und an fegt ein bündiges Riff durch die Schlichtheit. Im Hintergrund klopft das einsamste Schlagzeug des Universums. Extrem spartanisch produziert ist Reeds neues Album ein minimalistischer Rohdiamant, ebenso nonchalant wie vor heimlicher Hochspannung knisternd. Nach dem der schubladenresistente Herr der unterkühlten Mehrdeutigkeiten zwischen ’89 und ’92 die vorbildlichen Konzeptalben NEW YORK, SONGS FOR DRELLA und MAGIC AND LOSS produzierte, geriet ihm jetzt nichts weiter als seine persönliche Wiedererweckung des reinen Rock’n’Roll. Mono-Tonie zwischen Paranoia und Genie, karger Vehemenz und dröhnender Lethargie. Des Meisters Empfehlung heißt in diesem Fall: „Raise volume above average!“ Man sollte es riskieren.
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