Lou Reed – The Raven

Lou Reed? Ein nimmermüder Workaholic. Als musikalischer Direktor bei Inszenierungen Robert Wilsons erschloss er sich neue Betätigungsfelder, indes seine eigenen Alben zunehmend wirkten wie am Reißbrett entworfen: Instrumentale Brillanz, aber ohne die Virtuosität von – sagen wir mal – Jeff Beck. Klang-Versuchsanordnungen, aber ohne die Kompromisslosigkeit von Sonic Youth. The Raven ist anders: Es ist der großartig gelungene Versuch, Robert Wilsons Bühnenstück „POEtry“, für das Reed die Musik schrieb und das im Jahr 2000 am renommierten Thalia-Theater in Hamburg Premiere hatte, für CD aufzubereiten. Der limitierte Doppel-Silberling enthält 18 Songs und 18 gesprochene Beiträge, die Einzel-Disc verdichtet das Geschehen auf die Songs und drei Spoken-Word-Tracks. Als Gäste, die zu irrlichternden Soundscapes Episoden aus dem Leben Edgar Allan Poes sowie einige seiner berühmtesten Geschichten (The Fall Of The House Of Usher“. „The Teil-Tale Heart“, „The Raven“, „The Cask Of Amontillado“) rezitieren, sind Laurie Anderson, Willem Dafoe, Steve Buscemi und David Bowie mit von der Partie, derweil die herrlich unprätentiösen Songs, die Reed mit seiner Band plus Instrumentalisten wie Ornette Coleman (!) beisteuert, zwischen Folk und Rock und Jazz changieren, den Grusel auch mal ironisch brechen, dann wieder dem Flow der Wörter folgen und allemal einen unheimlichen Sog entfalten. Ein Hörtrip, der verstört und betört. Nichts für Unbedarfte oder Schreckhafte. www.loureed org