Loudon Wainwright III – More lovesongs

Zyniker können nicht singen. Ob Randy Newman, Tom Waits oder selbst John Lennon -— sie alle wollen singen vom Leben, von ihren hilflosen Macho-Erfahrungen, von den politischen Verhältnissen und vom schlechten Essen. Loudon Wainwright III ist ein solch genialischer Vertreter, der seine Larmoyanz so triftig darstellen kann, daß man sich selbst darin wiederfindet.

Musikalisch steht er in der Folk-Tradition der 60er Jahre, war mal verheiratet mit einer der McGarrigle-Schwestern, hat später mit einer der Roche-Schwestern die Tochter Lucy produziert, versteht sich aber mit der Mammi nicht mehr besondersgut -— belegt durch das neue Album MORE LOVE SONGS. Statt sich aber wieder mit den Folk-Schwestern zu vertragen, hat er sich für die Platte mit dem schottischen Folk-Bruder Richard Thompson zusammengetan. Der ist ja auch noch nicht ganz über die Trennung von seiner Frau Linda hinweg.

Doch genau diese beiden Trauerweiden aus dem inneren Zirkel einer eigentlich überlebten Musik-Gattung schaffen Stattliches: ein Album, bei dem sich die Musik sacht an die Melodien anschmiegt und damit den vielen, vielen Worten sehr viel Raum gibt.

Wainwrights Humor ist pointensicher. Ein Rundumschlag gegen alltägliche Gewalt schlägt gleich zu Beginn den richtigen Ton an. Die schönste Geschichte folgt hinterdrein: Ein Mann, der eine Frau abschleppen will, kommt etwas langsam und begriffsstutzig dahinter, daß sie Lesbe ist -— und kann sich nur mit der zynischen Bemerkung seines Bruders darüber weghelfen: „Du hättest sie fragen sollen, ob du sie nicht mal zu zweit im Heu beobachten darfst. „