Love, Devotion, Surrender – C. Santana/ J. McLaughlin :: Platte des Monats

Die Platte bringt das, was man von ihr erwartet hatte. Die übermächtige, etwas nervöse Musik McLaughlin’s und den Soft-Stil mit langgezogenen Gitarrenklängen des Carlos Santana. Doch sie zeigt auch, welchen Einfluss (nicht Guru Sri Chinmoy) der Mahavishnu anscheinend auf seine Mitspieler ausübt. Ob gewollt oder ungewollt, hier führt es soweit, dass das typische eigenständige Gitarrenspiel Santanas sich meist in Kopien (wenn auch nicht schlechten) von John’s Spiel verliert. Statt der von ihm gewohnten lyrischen Akkorde jagt ein rasender Lauf den anderen. Irgendwie scheint er sich bei Nummern von John Coltrane und dem Mahavishnu nicht recht wohl gefühlt zu haben. Nur im zweiten Teil vom arrangierten Oldle ‚Let us go …‘ tritt sein bewährter Stil ein wenig in den Vordergrund. Dass diese beiden fantastischen Musiker ein Zusammenwirken ihrer verschiedenen Stilarten eingingen (zumindest es versuchten), hat bestimmt nur zu geringen Teilen mit ihrem gemeinsamen Guru zu tun. Die Neugier auf den Ausgang des Experiments und vor allem finanzielle Interessen dürften den Ausschlag gegeben haben. Schaut man sich das Cover genauer an, kann man vielleicht Rückschlüsse ziehen: Während John sich überlegen lächelnd gibt (er hat schliesslich einige Poll-Ergebnisse hinter sich), sieht Carlos eher wie ein aufmerksamer und ausgewählter Schüler aus. Aber zur Musik. Trotz der angeführten Bedenken fallen alle Stücke aus dem Rahmen. Meist ist die Musik nicht so energiegeladen wie die vom Mahavishnu Orchestra, denn durch Santanas Mitwirken hat sie (gottseidank) wieder menschliche Züge angenommen. Ich bin mir sicher, dass der grösste Teil der Hörer zwar die M.Orchestra-LP’s besser finden, diese hier aber öfter spielen wird. Man sollte bei keiner Art Musik diese menschlichen Aspekte vergessen, da sehr leicht eine sterile Kunst-Musik entsteht, die zwar den Kritiker, aber nicht unbedingt den Menschen aufhorchen lässt. Zweeinhab Stücke dieser LP erinnern an das Mahavishnu Orchestra, zwei sind in der Art von ‚My Goal’s Beyond‘ akustisch gespielt und nur ein halber Song (oben schon erwähnt) kann als echte Synthese der beiden Stile gewertet werden. Nicht nur die beiden Hauptakteure verdienen ein Lob, auch die Begleiter Larry Young (Orgel), Billy Cobham an den Drums und die einzelnen Percussionplayer sind mächtig in Form. Würden die zwei ‚Weis(s)en‘ dieses Projekt noch einmal in Angriff nehmen, würde mit Sicherheit ein Optimum erreicht!