LUH

Spiritual Songs For Lovers To Sing

Mute/GoodToGo

Ungewöhnlicher Musik-/Philosophieentwurf, der nur selten fesselt.

Lost Under Heaven, kurz LUH, muss man wohl eher als Gesamtkunstwerk aus Musik, Kunst, Fotografie und Film verstehen und nicht so sehr als rein von Musik angetriebenes Projekt. In den vergangenen zwei Jahren sorgten Ellery Roberts, der mit seiner ungewöhnlich rauen Stimme bereits den Output der 2012 aufgelösten Band WU LYF aus Manchester nachhaltig prägte, und die aus Amsterdam stammende Ebony Hoorn unter anderem durch ihr Video zum Song „Unites“ für Aufsehen. Zugleich auch die beeindruckende visuelle Manifestation ihrer Künstler- und Liebesbeziehung, die sie seit zwei Jahren führen. Wie gut die beiden in kreativer Hinsicht harmonieren, zeigte sich voriges Jahr auch bei ihrem Multimediaprojekt „Lost Under Heaven“, wo die beiden versuchten, die Ideen der Aktionskunstbewegung Fluxus der 60er-Jahre, wie zum Beispiel die Erschaffung von neuen kollektiven Lebensformen, auf die heutige Zeit zu übertragen.

Ähnlich ambitioniert klingt auch das Debütalbum des Duos, entstanden unter der Regie von Bobby Krlic alias The Haxan Cloak. In ihren Songs beschäftigen sie sich mit Transhumanismus und dem Zusammenbruch des Kapitalismus, inspiriert unter anderem von dem 1983 verstorbenen Architekten und Philosophen Buckminster Fuller, der in seinem Werk schon sehr frühzeitig globale und kosmische Sichtweisen propagierte, sowie von dem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ von Joseph Campbell, in dem das stete Wiederaufscheinen des heroischen Mythos in der Kulturgeschichte thematisiert wird. Der gedankliche Überbau dieser Platte ist also durchaus auf der Höhe der Zeit, das Problem ist nur, dass die musikalische Umsetzung deutlich hinterherhinkt.

So wohlüberlegt die philosophischen Betrachtungen, die das Duo in Stücken wie „Future Blues“ oder „First Eye To The New Sky“ anstellt, auch sein mögen, in der Musik finden diese oft virtuosen Gedankengebäude nur wenig Entsprechungen. Die Symbiose aus sphärischen Popklängen, vermischt mit dezenten Folk- und Rockanleihen sowie Elektroniksounds klingt über weite Strecken seltsam blutleer. Da hilft auch der Einsatz von Auto-Tune und massiven Verfremdungseffekten nur bedingt weiter, mit denen LUH immer wieder die Songstrukturen aufbrechen. Zu den schönsten und intimsten Momenten, die dieses Albums bereithält, zählen vor allem Songs wie die introvertierte Ballade „Loyalty“, bei der das Duo auf alle klanglichen Gimmicks verzichtet und vollkommen zu sich selbst findet. Und da stört selbst der oft mit zu viel Pathos aufgeladene Gesang von Ellery Roberts kaum.

Aufgenommen haben LUH ihr Album übrigens in aller Abgeschiedenheit auf der Insel Osea, einem kaum bewohnten Flecken Marschland an der englischen Ostküste. Und irgendwie klingt diese Platte auch nach dauerhaft schlechtem Wetter und eher depressiver Stimmung.