Macy Gray – The Trouble In You

Man kann sich darüber streilen, welches der kalkuliertere Career Move ist – die offensichtlich auf Macy Grays Image als verrücktes Huhn hin produzierte Exaltiertheit ihres zweiten (weniger erfolgreichen) Albums The ID oder die offenkundige Rückkehr zu den etwas bodenständigeren Klängen des Megasellers On How Life Is, die das neue Album prägt. Tatsache ist, dass sich der verstärkte Einsatz von Modernismen auf Frau Grays Zweitling nicht ausgezahlt hat, und Tatsache ist auch, dass er diesmal weitgehend unterbleibt. Gray startet fulminant in das neue Werk: Der Opener (und gleichzeitig die erste Single) „When I See You“ kommt auf einem furztrockenen, zackigen Riff sofort auf Touren – einmal mehr belebt Macy Gray den Soulrock einer Tina Turner aus den frühen siebziger Jahren wieder, angereichert um einen wohlplatzierten Schuss Disco. Das funktioniert bei ihr bestens, weshalb sie es auch auf diesem Album noch zwei Mal (in „Come Together“ und „It Ain’tThe Money“) probiert – irgendwann einmal wird diese Formel allerdings ausgereizt sein. Aber Gray hat ja noch genügend Anderes im Repertoire – streicherverbrämte Midtempo-Balladen auf halber Strecke zwischen Dusty Springfield und Rod Stewart („She Ain’t Right For You“, „Jesus For A Day“), Angejazztes auf coolem E-Piano-Fahrwerk („Things That Made Me Change“, „Happiness“, „Every Now And Then“), und Flirts mit Zirkusmusik („My Fondest Childhood Memories“). Moderne Elemente (mal ein Rap hier, mal ein Hip-Hop-Groove da) bleiben dabei stets Zierat. So lange Gray sich auf das Fundament der Tradition verlässt, ihr nach wie vor bemerkenswertes Organ von bewährten Zutaten (E-Pianos, Clavinets, 7Os-Funk-Gitarren, Bläser in Stax- und Motown-Manier) umgeben lässt, wirkt sie musikalisch sicher. Das Problem dabei ist: Sowas funktioniert eigentlich nur in Europa, in den USA hat das breite Pop- und vor allem R&B-Publikum dafür zu wenig Interesse an den Errungenschaften der Vergangenheit. Irgendwann wird die Lady aus Ohio einen für sie gangbaren Weg in die Neuzeit finden müssen. www.macygray.com