Maddy Prior – Changing Winds

Für das Cover mußte der Fotograf mit Weichzeichner und schmeichelnder Beleuchtung arbeiten, um Maddy Priors herb-englischen Züge doch noch ein wenig fotogen erscheinen zu lassen. So blickt sie nun – recht ladylike – aus einer Montage mit Wurzelgestrüpp und sanft-hügeliger Weite, deren Grün sich in ihren Augen zu wiederholen scheint. Auch sonst ist „Changing Winds“ ein Album, das eher britische Gelassenheit und reiche Folklore des Inselreichs reflektiert als ein typisches Produkt des augenblicklichen Trends am englischen Musikmarkt. Ein Außenseiter also? Nur insofern, als Maddys Album im Moment etwas unerwartet kommt (die einzig vergleichbare Produktion, die mir einfällt, ist Sally Oldfields „Waterbearer“); ansonsten findet sich allerlei Bekanntes: Maddys Songs erinnern in Aufbau und Stimmung häufig an frühe Renaissance- und Fairport Convention-Aufnahmen, dezent modernisiert versteht sich: die Instrumentierung umfaßt heute Unvermeidliches wie Synthesizer, Pedal-Steel-Guitar, mehrere Saxophone und das Fender Rhodes-Piano. Gespielt von Londoner Sessionmusikern.

Zurückhaltend, gewissermaßen pastellfarben, sind Miss Priors Lyrics. So singt sie vom Mitleid mit dem armen Nachtportier, in einem Song, der auch ebenso heißt: „Pity The Poor Nightporter“. Sie singt ohne Begleitung von „Accapella Stella“, die keinen Mann an ihrer Seite braucht. Denn: „Sie braucht keine Band, obwohl sie gerne singt, sie singt so wunderschön ganz allein“, nämlich: accapella. Hübsch gemacht. Maddy ist ein gebildetes Mädchen. Das merkt man sofort, wenn man die Texte von „Bloomers“ oder „The Sovereign Prince“ liest. Der erste Song erinnert an die Verse des bei englischen Schulmädchen so beliebten William Wordsworth, der zweite an den etwas düsteren Romantiker S. T. Coleridge. Trivialitäten wie bei „To Have And To Hold“, in dem sich Maddy Gedanken über die „hungernden Kinder der Dritten Welt mit ihren aufgedunsenen Bäuchen“ macht seien ihr verziehen, da sie außerdem auch noch mit einer wirklich witzigen „arabischen“ Rockabilly-Nummer aufwartet („Ali Baba“) oder mit sanfter Ironie vom „Glas über den Durst“ zu singen versteht („Another Drink“). Alles in allem ein harmloses, hübsches Album.