Mahagoni

Als Leadsängerin der ,Supremes‘ verstand sich Diana Ross auf glatt polierte, perfektionierte und effektvolle Show. In ihrem ersten Film „Lady Sings The Blues“, in dem sie Billie Holiday, „die beste Sängerin zwischen Bessie Smith und Ella Fitzgerald“ (Berendt), darstellte, haben ihr viele Kritiker das Gleiche nachgesagt. Der Film blieb zwar nicht unangefochten, doch Diana Ross hat hier zweifellos ihre künstlerische Persönlichkeit gefunden. Nach den Filmaufnahmen zog sie sich für ein paar Jahre zurück. Seit kurzem ist sie – auch in Deutschland – auf dem Wege, sich die Konzert- und Show-Podien der Welt wieder zu erobern.

In diesem Monat läuft bei uns auch ihr zweiter Film „Mahagoni“ (Mahogany) an, in dem sie neben Anthony Perkins die Hauptrolle spielt. Obwohl Berry Gordy, Plattenmacher der Motown, erstmals Regie führt, singt Diana nicht, sondern beschränkt sich ganz auf ihre darstellerischen Fähigkeiten. Diese hat sie in dem Billie-Holiday-Film zwar unter Beweis gestellt und um eine entscheidende Dimension, um den menschlichen Touc vertieft, doch viele werden sie als Schauspielerin immer noch als zu cool, wenn nicht zu gelackt ansehen.

Die Story ist auch nicht jedermanns Geschmack. Angesiedelt in der schicken Modewelt wird hier der Aufstieg einer kleinen Sekretärin zum Topfotomodell erzählt. Dieser Werdegang verläuft natürlich nicht ohne die dazu gehörende breite Palette sämtlicher Gefühlsregungen. Zuerst bahnt sich so auch eine ganz normale Liebesgeschichte zwischen der kleinen Tracy (D. Ross) und einem gutaussehenden, jungen Politiker aus der Nachbarschaft an. Doch so recht will es nicht einhaken, denn Tracy ist ehrgeizig und will noch hoch hinaus. Eine Begegnung mit einem Starfotografen (Anthony Perkins) läßt sie hoffen. Zunächst verliert sie allerdings ihren Job im Warenhaus, weil sie sich nächtens als Designerin betätigt, doch, einmal auf der Straße, findet sie als solche nicht gerade den Durchbruch. Erst der Ruf des Fotografen, nach Rom zu kommen und für ihn als Modell zu posieren, bringt Abwechslung in Tracys düsteren Alltag. Sean, der Fotograf, ist jedoch ein gefühlloser Ausbeuter, der sie zwar zum Topmodell macht, aber sonst benutzt wie ein Stück Holz. Neurotisch und impotent entwickelt er eine morbide Besitzersucht und boykottiert alle Emanzipationsversuche Tracys, die immer noch Designerin werden will und Eigenes auf die Füße stellen will. Der reiche Mäzen, der an ihr Talent glaubt, naht und, nachdem der verrückte Fotograf sich und Tracy aus verzweifelter Eifersucht ums Leben bringen will, wacht unser Star wie aus einem bösen Traum im herrschaftlichen Anwesen des Reichen auf. Der fördert sie und baut sie groß auf, doch er will auch einen Preis, Tracy selbst. Auf ihrer Karriereleiter gerade emporgekommen, erkennt sie schließlich, daß es im Leben Wichtigeres als Reichtum und Ruhm und die damit so oft verbundene Prostitution gibt. Da sie den herrschsüchtigen Fotografen gerade losgeworden ist und jetzt nicht wieder zur Gespielin des reichen Knackers werden will, besinnt sie sich auf ihren armen Freund, den sie einmal verlassen hat, um Karriere zu machen (siehe oben). Damit ein Happy End stattfinden kann, eilt sie zu ihm.