Manic Street Preachers :: Von Mick Middles

Eine Karriere, die dem genialen Gehirn William Shakespeares hätte geschuldet sein können. Bot sie doch alles, was dessen Tragödien ausmachenden Kampf gegen Dämonen, große Siege und große Niederlagen, Momente von Glück und Momente von Wahnsinn – und Schmerz, immer wieder Schmerz. Nicht nur ihrem Namen nach war (und ist?) die vielleicht größte Band, die je die walisische Provinz hinter sich gelassen hat, manisch. Mick Middles – Manchesterian von Herkunft und Attitüde und als Rock-Journalist Verfasser von Substanziellem über Stone Roses, Smiths oder New Order – zeichnet den Weg der Manie Street Preachers von Lokalgrößen zu internationalem Star-Ruhm nach, wobei er sich ebenso ausführlich wie einfühlsam der Herkunft von Richey Edwards. James Dean Bradfield, Nicky Wire und Sean Moore widmet. Seriös und unspekulativ verhandelt Middles auch Edwards‘ selbstzerstörerischen Trip, von auto-aggressiven Rasierklingen-Attacken („4 Real“) bis zu seinem Verschwinden (und mutmaßlichem Suizid) am Vorabend einer US-Tournee. Der Autor verklärt nicht, analysiert stattdessen ebenso kühl wie trefflich. Wichtiger als kruder Kolportage-Kram sind Middles die Verwerfungen, die Edwards‘ Verschwinden im Band-Gefüge auslöste, und die Motive hinter der wundersamen Wiederkehr mit den grandiosen Alben „Everything Must Go“ und „This Is MyTruthTell MeYours“.AII das ist sorgfältig recherchiert, profund geschrieben, die Exegese des musikalischen Werkes fällt stimmig aus. Prädikat: unbedingt lesenswert. Und danach?“There are no sunsets.just silence“, wie Richey James Edwards einst textete? Hoffentlich nicht.