Mardi Gras. BB – Alligatorsoup
Wieder mal die alten Fragen-, wie authentisch muß Musik sein bzw. wie entscheidend ist der Herkunftsort eines Musikers? Dürfen Weiße Reggae spielen, können Schwarze Velvet Underground verstehen? Ähnliche Überlegungen werden auch dann angestellt, wenn es um die Rezeption der Mardi Gras Brass Band (so der voll ausgeschriebene Bandname) geht. Denn die vorne und hinten nach New Orleans riechende elfköpfige Bande kommt nicht von den Swamps des Mississippi, sondern aus der BASF-Town Mannheim, die bis auf den gottesfürchtigen Esoterik-HipHopper Xavier Naidoo und eine mittlerweile gar drittklassige Fußballmannschaft nicht eben synonym für „heiße Scheiße“ ist. Aber manchmal läßt es sich ja gerade in der sogenannten Provinz herrlich ungestört arbeiten, ohne daß die Szenewächter einem schon am Anfang der Karriere jeden Spaß verderben. So haben es der Reverend Jochen Wenz und sein Bläser- und Trommelanhang ohne großes Presseaufhebens bereits zur dritten Platte gebracht und heimlich, still und leise fast ganz Europa durchspielt. Jetzt scheinen Mardi Gras. BB endgültig reif für die erste Liga zu sein. Ihre Alligatorsoup hat aber auch alle Ingredienzen, die es braucht, um cool, funky, stilsicher und trotzdem nicht bieder abkupfernd zu klingen. Da hört man freche Anleihen bei Ennio Morricone- oder beim James Bond-Thema, trifft Tom Waits auf dem Bordstein hockend, sieht Dr. John mit seinem Zauberstab und hört die Hühner aus „Angel Heart“ gackern. Mardi Gras.BB lassen es auch ausgelassen swingen und jazzen und sind zum Glück eine ganze Ecke von zwanghaft witzigen Dorffest-Stimmungskapellen entfernt.
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