Marilyn Manson – The Golden Age Of Grotesque

Es ist ein Monument. Eine Gewalt, The Golden Age Of Grotesque bläst dich weg. Bei den ersten paar Mal Hören. Genauso war es damals mit Antichrist Superstar und vor zwei Jahren bei Holy Wood. Und was war geblieben, nachdem mit dem aufgewirbelten Staub auch die erste Begeisterung verflogen war? Die Erinnerung an zwei gelungene Coverversionen von Songs, die man eigentlich nicht covern darf: „Sweet Dreams (Are Made Of This)“ und „Tainted Love“ (hier als Bonustrack enthalten), The Golden Age Of Grotesque ist Mansons, tja, „abwechslungsreichstes“ Album. Vielleicht das erste überhaupt, in dem sein Selbstverständnis als Künstler – hier wieder mit zahlreichen Querverweisen (Gottfried Heinwein, „Entartete Kunst“, Vaudeville etc.) – sich in der Musik wiederspiegelt. Wenn man den Krach abzieht, bleibt etwas übrig, das größer ist als der „kontroverse, skandalöse Marilyn Manson, größer als die „Kultfigur“. Ein elaboriertes Werk, in dem der Industrial Metal nur noch den Rahmen abgibt für eine seltene Zitier-, Experimentier- und Arrangierlust in diesem Genre. Nimm das Kirmes-Ambiente des Titelstücks, nimm das vertrackte „This Is The New Shit“, nimm die kleinen Details, die die Mehrzahl der Songs verzieren: hier eine funky Bassline, dort ein impressionistisch klimperndes Piano, ein Breakbeat, elektronische Effekte jenseits von Industrial und immer wieder die vielleicht geschicktesten Breaks der Rockgeschichte. Manson Musik richtet sich auch an Leute, die Heinwein für ein alkoholisches Getränk halten, Vaudeville für eine Stadt in Frankreich und von „Entarteter Kunst“ nie etwas gehört haben, deren musikalische Urteilskraft sich in Worten wie „geil“ oder „super Rock“ erschöpft. Das ist vielleicht das größte Dilemma des Künstlers. Was nichts daran ändern kann, dass The Golden Age Of Grotesque ein musikalisches Monument ist. Hier und jetzt. www.marilynmanson.com