Martha Wainwright – I Know you’re married but I’ve got feelings too

Die Latte liegt richtig hoch, Vater und Bruder sind quasi-ikonografisch in der Pop-History verewigt-Loudon als der Mann, der Dylan das Wasser reichen konnte, und Rufus als der Junge, der dem Pop den Barock zurückgab. Martha Wainwright ist mit 32 Jahren das jüngste Mitglied des Wainwright/McCarrigle-Clans und hat sich als solches mit den Großen und Alten zu messen, bis in alle Ewigkeit, Amen. In diesem Zusammenhang darf man „Bloody Motherfucking Asshole“ lesen, die schon etwas ältere „Hymne“ an ihren Vater Loudon, den die Sängerin gerne als jenen Typen vorstellt, der lieber Songs über seine Kinder schreibt, als diese aufzuziehen. Unter dem Gewicht des Gesamtkunstwerks, das diese Familie darstellt, kann man entweder zusammenbrechen oder die Flucht nach vorne antreten, das Herz geradewegs auf der Zunge balancierend. Darin ist Wainwright wirklich gut. Sie singt sich die Familie, die Freundesgeschichten mit Heldenmut vom Leib. Sie verarbeitet die Krebsängste der Mutter, den Selbstmord eines Freundes. Betroffenheitslyrik, vielleicht. Musikalisch bewegt sich Wainwright auf den gut ausgebauten Pfaden des klassischen Singer/Songwritertums, sie steuert die kleine akustische Ballade genauso sicher ans Ziel wie den größeren, den Problem-Rock-Song oder das dahingezwitscherte Stück Cabaret-Pop. Ein,zwei Mal wollte hier jemand für den Olymp produzieren, dann fahren Gitarren und Streicher mit Pathos einfach über den Song weg, aber das vergessen wir schnell. VÖ. 30.5.

>» www.marthawainwright.com