Martha Wainwright – Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris
Die Familie Wainwright pflegt eine Schwäche für das gute alte Europa: Nach Bruder Rufus, der in Berlin lebte und Schloss Neuschwanstein liebt, verewigt Schwester Martha nun ihre Verehrung für Edith Piaf. Auf SANS FUSILS, NI SOULIERS, A PARIS interpretiert sie vor allem weniger bekannte Chansons der französischen Legende.
In ihren live in New York eingespielten Neufassungen trifft die zweisprachig aufgewachsene Kanadierin durchaus gekonnt den Tonfall zwischen rauchiger Verführung und verträumter Romantik, während ihre Band je nach Bedarf frei flottierendes Akkordeon, waidwundes Cello und perlendes Klavier beisteuert. Kurz: es riecht nach Nebel über dem Montmartre, nach dem langsam verrottenden Laub knorriger Platanen.
Tatsächlich wirken Martha Wainwrights Umsetzungen allzu oft wie Postkartenmotive. Nie gelingt es ihr, den touristischen Blick abzulegen und dem altehrwürdigen Material etwas Neues abzugewinnen. Überraschendes passiert nur selten, vielleicht in „C’est à Hambourg“, in dem ein fröhlich flanierendes Motiv von düster dräuenden Zwischenspielen kontrastiert wird. Ansonsten aber ergibt sich Martha Wainwright widerstandslos den sich aufdrängenden Klischees, fügt der Piaf keine eigene Note hinzu. Was bleibt, ist vor allem ehrfürchtiges Staunen.
www.marthawainwright.com
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