Matt Sharp – Matt Sharp
Stille Kraft voraus! Ganz zart und behutsam macht Matt Sharp, was er so noch nie gemacht: leise Lieder.
Still und starr ruht der See. Leise rieselt der Schnee, weihnachtlich glänzet der… nein, nicht ganz. Doch schiebt man den ganzen Spekulatius- und Marzipankartoffel-Terrorismus, der seit Anfang September in den Supermärkten der Republik regiert, mal beiseite, dann, ja dann konnte das klappen. Die Äuglein glänzen, weil die Ohren hören, was sie hören. Und auf dem Booklet zum Tonträger ist zwar kein ganzer Wald zu sehen. Aber ein Holzhaus inmitten schneebedeckter Bäume. Die verschneite Behausung steht in Leipers Fork, Tennessee, und das ist deshalb von Belang, weil Matt Sharp dort wohnt, innere Einkehr gehalten und seine Ruhe gefunden hat. Sharp, ehedem Bassmann bei Weezer, später tüchtig engagiert bei den Rentals, hat sein erstes Soloalbum aufgenommen. Das hat mit Sharps musikalischem Vorleben ungefähr so viel gemein wie Reinhold Beckmann mit interessanten Interviews. Nichts also. Passe ist der hibbelige Powerfunpop von Weezer, hinfort ist die mitunter käsige Achtziger-Jahre-Sound-Adaption der Rentals. Was Sharp heute macht, ist Folk. Und ruhig. Kontemplativ. Auf eine sympathisch klingende Weise gediegen. Und langsam. Oder besser: sehr laaangsaaam. Dergestalt, dass man ihm bei Songs wie „Visions Of Anna“, „Everytime In Blue“ und „Just Like Movie Stars“ ohne weiteres während des Spielens eine neue Gitarrensaite einziehen könnte. Aber wer so spielt, muss sich nicht mit reißenden Gitarrensaiten rumplagen. Allenfalls mit der zarten Analyse, dass es schon schätzungsweise zweitausendvier Tonträger gibt, die exakt so gestrickt sind wie der, den Sharp hergestellt hat. Aber das ist nun wirklich etwas, was dem Musiker völlig schnurz sein kann. In seinem Holzhaus in Leipers Fork, Tennessee. Egal, ob im Winter oder im Sommer.