Matthew Herbert – Plat Du Jour
Konzeptkünstler in Pop beherrschen oft vor allem die Kunst, einem schnell auf die Nerven zu gehen. Matthew Herbert wußte dieser Gefahr bislang in nahezu all seinen Inkarnationen und Kooperationen aus dem Weg zu gehen. Und zuletzt konnte Molokos Roisin Murphy nichts Besseres passieren, als sich von Herberts feisten, atmosphärisch dichten Arrangements berauschen zu lassen. Mit Plat Du Jour legt der britische Sound-Sammler ein so abgehobenes wie überaus konkretes Werk zum Thema Nahrungsmittel-(produktion) und Kochkulturvor, dessen detaillierte Beschreibung allerdings jede Plattenrezension sprengen muH. Ein kurzer Versuch der Erläuterung: Herbert zog mit dem Recorder los, um unzählige Aspekte der menschlichen Ernährung in ebenso unzähligen Soundpatterns festzuhalten. Er bannte 30.000 gackernde Brathähnchen auf die Festplatte, samplete Küchen- und Kaugeräusche, arbeitete mit Star- und Expenmentalkoch Heston Blumenthal zusammen und kochte sogar das Festessen nach, mit dem George Bush und Tony Blair ihren Angriffskrieg auf den Irak gefeiert hatten – um es dann als Picknick angerichtet von einem Panzer überfahren zu lassen. So steht hier kaum ein Geräusch, das Herbert anschließend in zumeist sehr aufgeregten, rotierenden bis swingenden Instrumentals angerichtet hat, nur für sich. Plat Du Jour wurde so auf seine Art, im ein ziemlich weites Stück übertragenen Sinne einmal mehrauch eine politische Herbert-Platte (wie z.B. auch goodbye swingtime). Doch ohne die Kontexthilfen auf zugehöriger Homepage bleibt von vielen Tracks nicht mehr als ein entfesseltes Geklapper, Geschähe und Geknirsche. Kein Kunstkonzept ohne Konzeptmappe. Das muß wohl so sein.
>>>www.platdujour.co.uk
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