Maximo Park – München, Atomic Café :: Irdische und überirdische Lustbarkeiten
Das ist ja erstmal ein feiner Zug von Maximo Park: Während die Begeisterung über das grandiose zweite Album OUR EARTHLY PLEASURES der jetzt aber wirklich unangefochtenen Sieger des inzwischen irgendwie unheimlich fern erscheinenden Britannien-Hypes vor zwei Jahren durch die von etwaigen Kaiserchiefsblocpartymaximopark-Abgrenzungsentscheidungen entbundene Öffentlichkeit wogt und der Vorverkauf für die eigentliche Tour im Herbst durch viel zu große Hallen fröhlich Salti schlägt, genehmigen sich und uns die fünf freundlichen Menschen aus Newcastle ein paar Konzerte in den kleinen, schwitzigen Clubs, in denen ihre Musik eigentlich zu Hause ist. Die Frage, ob das nun ein kluger Marketingschachzug ist oder einem dringenden Bedürfnis der doch stets auf Wahrhaftigkeit bedachten Band entspringt, erledigt sich mit den ersten Akkorden von „Graffiti“. Der Song eröffnet eine Konzertaufführung, die vom ersten bis zum letzten Ton so echt, so emphatisch und so packend gegenwärtig ist, dass sie alles zu bündeln scheint, was die Herren Künstler und ihr gewogenes Publikum in ihren Exaltationsund Entgrenzungsbedürfnissen umtreibt.
Paul Smith ist als überbordendes Bühnenfrontschwein – erwartungsgemäß mit Hut und weniger erwartungsgemäß in einem T-Shirt, auf dem, umrundet von mehrfarbigen Neonstreifen (ist das jetzt New Rave?) „HipHop“ steht- genauso unglaublich, wie es ihm nachgesagt wird: Er rastet rumpelstilzchenmäßig aus, flitzt wie ein Derwisch aufgeregt und aufgedreht umher, reicht den enthusiasmierten Fans in den ersten Reihen diverse Hände und wirkt dabei keinen Moment lang anmaßend. Die kleinteilig verschachtelten Songs von OUR EARTHLY pleasures treffen, zugespitzt und trotzdem keinen Deut vereinfacht, sämtliche verfügbaren Nerven: Die unbedingte Dringlichkeit von „Our Velocity“, das schwindelige Fieber von „Russian Literature“, die strahlende Pracht von „By The Monument‘ toben sich aus in einem atemberaubenden Rausch von einem Set, in dem selbst das auf dem Debütalbum eigentlich vergleichsweise minderbemittelte „The Coast Is Always Changing“ zu verzückt irrlichterndem Leben erwacht. Mit ihren zündelnd aufflackernden Melodiefragmenten, die sich allem wohlfeil Hymnenhaftem verweigern, mit ihren Songgebilden, in deren Lücken wahrhafte Größe aufscheint und mit Paul Smiths triftiger Lyrik, die wie ein Skalpell durch die Musik schneidet, sind Maximo Park nun endgültig die wohl vollkommenste Popband ihrer Generation.
In dieser euphorischen, stürmischen, umwerfenden Stunde der Rückkehr ins angestammte intime Refugium des kleinen Clubs fügen sich A certain TRIGGER und our earthly pleasures zu einem glänzenden‘ Gesamtwerk, das den Zeitgeist seiner Gegenwart widerspiegelt, aufbricht, neu zusammensetzt und als Herausforderung im Raum stehen lässt. In dem man letztlich verblüfft und außer Atem zurückbleibt. >».www.maximopark.com
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