Maxis
Heaven 17 haben doch wieder die Kurve gekriegt. Verzeihen wir ihnen also die Schnulze mit der Schmusebacke Jimmy Ruffin. Diesmal drängen sie trendgerecht in die Bereiche Mixing und Rapping vor, holten sich die Hillsborough Crew, die schneller rappen als brasilianische Fußballreporter sprechen, und verbinden die Break Dance Hymne „There’s No Stopping Us“ mit einem Apartheid-Song, daß man meint, hier habe ein DJ die Glanzminute seines Lebens. Aus „Sun City“ wird, passend zu den drei Sheffield-Funkstern „Steel City“ (Move On, Move On Up)“(Virgin, 5).
Einen fulminanten Crossover ganz anderer Art zaubert der hierzulande leider unbekannte Champion Doug Veitch aus dem Socca „Margarita“ (Conga) von Mitihtv Sparrow. Er tunkt es kurz in Calypso, verziert es mit Akkordeon, Fiedel und Steel-Guitar zu seiner eigentlichen Spezialität, dem schottischen Country, läßt ein bißchen flippige Trinidad-Folklore aufkommen — gerade hat man sich daran gewöhnt, geht er den mexikanischen Weg. Allen Belafonte-Langeweilern zeigt er obendrein im Mix „Mescales“. daß sich Latin Swing auch gedubbed gut anhört. (5)
Immer modisch und gesangsästhetisch auf Hochglanz befindet sich Larry Blackmon von Cameo. Immer künstlich, aber lyrisch intelligent gewunden. „Word Up“ (Phonogram) ist aalglatter, kandierter Funk, typisch für Cameo. gerade richtig für Jungs mit Gin- und Rasierwasser-Fahne. (4)
Diesen Schuft werden Frankie Goes To Hollywood nie kriegen. Dreiviertel der Strecke von „Rage Hard“ (Ariola) hören wir ihre sattsam bekannte Masche aus Tanzbeat und Wordpower, im letzten Viertel bäumt sich ein halbwegs kräftiger Hook auf (3).
Die wenig authentischen Melodien aus den allbekannten billigen amerikanischen Western-Serien bekommen einen ganz eigentümlichen Pop-Charme, macht man es so wie XTC bei“.Grass“ (Virgin), mit einer wunderschön schrummelnden Gitarre, synthetischer Dudelsack-Harmonie und leichter Percussion. Auch die beiden Songs auf der Rückseite kann man nur loben (5).
Vier saubere Jungs namens Brother Beyond spielen Politur-Pop zum Mitwippen. Don Was produzierte ihr Debüt „I Should Have Lied“ (EMI), das mit seinem sotten Gesang, fließender Percussion und filigranen Gitarren-Sprengsein zwischen Talk Talk und Fra Lippo Lippi anzusiedeln ist. (3)
Tot oder lebendig? Dead Or Alives Peter Burns, der Kurt „Supermax“ Hauenstein der Plastik-Disco, kommt mit „Brand New Lover“ (Epic) dahergestampft. Ein solcher Lover hat allerdings mehr die Ausstrahlung eines ausgestopften Trottels denn eines Charmeurs. (2)
Solange solche Teen-Phantasien keine Träne rührt, bin ich beruhigt: Tears For Fears-Frontmann Roland Orzabal schrieb und produzierte für seinen Ex-Keyboarder lan Stanley, der zusammen mit Eddie Jr. unter Mancrab firmiert. Mancrab soll soviel bedeuten wie Technologie gepaart mit sozialem Engagement, also Gefühl und Härte. Beides vermisse ich in seinen möglichen Spielweisen bei „Fish For Life“ (10 Rec). Verwechselbarer Tanz-Pop. Daß dieser Song aus dem Film „Karate Kid II“ stammt, macht ihn nicht interessanter. (2)
Seit The Special Akas „Free Nelson Mandela“ ist „Tell Mandela (Things Are Going To Change)“ (Ensamble Rec.) von The African Connexion der gelungenste und zuversichtlichste Beitrag für die Anti-Apartheid-Bewegung. Die 12-Mann-Combo u.a. mit Steve Beresford. David Toop und Sängerin Beverley Skeete stimmt fröhlich.(5)
Eine beleibte Soulröhre hat es faustdick hinterm Doppelkinn: Queen Yahna. Ehemals am Broadway tätig, arbeitet sie jetzt in Berlin mit dem Cosmic Funk Orchestra. Ihr „Hot Summer Nights“ (Another Rec. Comp.) ist ein explosiver High-NRG Soul-Disco-Smash. (4)
Der symphatische Chaz Jankel, früher lan Durys rechte Hand, kommt erneut mit einem midtempo Tanzbeat und Brenda von den Jones Girls an seiner Seite. Mehr soulorientiert zeigt er auf „You’re My Occupation“ (A&M) seine raffinierten Arrangements einem (hoffentlich) breiterem Publikum (4).
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