Maxis
Bester „Dritte Welt“ Tanz-Pop: C-Cat Trance bauen ihre Stücke auf Tapeloops und ausgefallener strenger Rhythmik auf, dazu ein Schuß Orientalik oder Ethno-Geräusch, so wie Shriekback oder A Certain Ratio zu ihren besten Zeiten, doch mit vereinnahmenden Refrains: „Shake The Mind“, einer der besten Maxis des Jahres, knapp gefolgt von „Screaming (To Be With Your)“ (beide Ink Rec), die ein wenig an die australischen Hunters et Collectors erinnert. Beide: (6)
Für Liebhaber ausgefallener Ethno-Disco mit viel Percussion. zischendem Hi-Hat und psychedelischen Fragmenten — Indian Ocean: „School Bell Threehouse“ (Sleeping Bag Rec). (6) Der The Beat-Stammbaum mit seinem gebrechlichen Ast General Public meldet sich auch mal wieder. Nicht recht erfolgreich, trotzdem halten Ranking Roger und Dave Wakeling bei „Faults And All“ (Virgin) ihren Ska in Ehren, wenn sie sich auch nicht so recht entscheiden, ob nun Ska oder lieber Gitarrenpop. (3)
Die Zeit frißt jedes Dilemma. Ganz besonders deutlich bei Billy Idol. Irgendwo will er Rebell sein, dann zeigt er Herz, sogar Soul, feuert aber dämonische Rhythmen ab und fängt sie wieder sporadisch mit einem Stones-Piano auf. Man spürt bei „To Be A Lover“ (Chrysalis), daß er sich beim Remix viel Zeit genommen hat, sein Dilemma zu kontrollieren. Die umherirrenden Kinder werden erwachsen. (5)
Umgemodelt und reformiert kehren vier der siebenköpfigen Wave-Formation Kissing The Pink unter dem Kürzel KTP zurück, weil ihr Name obszöne Gedanken hei prüden Amis hinterlassen haben soll. Aber „Never Too Late To Luve You“ (Phonogram) kann ich da nur sagen. Eigentlich ein simpler Song, der in seinem bombastischen Megabeat-Gewand mit infektiösem Saxophon ziemlich monströs aufgeblasen ist. (3)
Georgie Red hat keine Probleme mit Überzüchtung und Stil. Eine Rockgitarre und Loose Ends-Soul, irgendwie paßt das schon, aber „Get In Touch“ (WEA) bleibt klar hinter „Help The Man“. (3)
Das brasilianische Ehepaar Flora Purini & Airto hat einen wunderschön beschwingten Reggae „Move It On Up“ (Bellaphon) eingespielt. Der Rhythmus-Tausendsassa Airto, der Anfang der 70er bei Miles Davis trommelte und der Jazz-Scene die südamerikanischen Leviten beibrachte, betreibt nun wieder Integration ohne Ketten. Ein gefühlvoller Baßlauf, Soulgesang, Reggae-Rhythmik und Hammondorgel -— seltengut. (5)
Eine unübersehbare Flut von Chicagos „House-Music“ überschwemmt die Liebhaber dieser gehypten Spezies. Vieles davon ist nicht mehr als einfallslose Trittbrettfahrerei. Heraus stechen: Marshall Jeflerson „Move Your Body“ (Trax. 4), House People „Godfather Of House“ (4), Tyree „I Fear The Nighr (3. beide Underground), Bang Orchestral „Sample That!“ (WEA. 4). Von dem Megahit der „House“-Disco „Love Can’t Turn Around“ existiert bereits die erste Coverversion: Die Mädchengruppe Philly Cream bringt das studiogepflegt und -gestylt. (3).
Ein „House“-gemachter GoGo mit spitzen Beats: Davis/Pinckney Project „You Can Dance (lf You Want To)“ (Studio Rec). dem allerdings die notwendige Live-Atmosphäre fehlt. (4)
Aus Deutschland: Con Act. mutmaßlich David Sylvian-Fans, konnten Richard Barbieri von Japan für ihre Produktion gewinnen: hört sich dementsprechend an. „Lucky Dog“ (Dean Rec.) ein harmonisch dahinfließender Song mit einer weichen Keyboard-Melodie und einem puckerndem Baß. (4)
Heartware aus Württemberg spielen Schweinedisco, bei dem die Viecher im Hintergrund wie verrückt quieken. Unter ihnen steht Baß-Veteran Hellmut Hattler (da ist der also geblieben, auf einem zur Disco umfunktioniertem Bauernhof?). Bei „Set My Heart On Fire“ (Vielklang) dominiert der stumpfe Beat von Ex-Kraan Drummer Jan Fride, und seine gewollt negroide Stimme. (2)
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