Maxis

Mit ihrer Jubiläums-Maxi, der 25., nämlich „Warriors (Of The Wasteland)“ (ZTT), stellen Frankie Goes To Hollywood die überfällige Frage: Was ist ein Remix? Die drei möglichen Antworten: 1. eine gezielte Image-Änderung, um neue Käuferschichten zu erreichen. 2. Glatter Nepp, um den Fans gleich mehrfach das Geld aus der Tasche zu ziehen. 3. Ein Geschenk des Himmels.

Ohne daß die phantastischen Fünf Hand anlegen, empfinden sie es selbst wohl als Geschenk, was die Maschinen ausspucken. Doppelt so lang und intensiv wie ihre handgemachte LP-Version, geschickt bespickt mit einer Frauenstimme, gesampelten Keyboard und Bläsersätzen und gestreckten Beatpassagen zum Tanzen. Ihre 25 Maxis aneinandergereiht dokumentieren die goldene Bedeutung der Studiotechnik. Aber es gibt auch eigens eingespielte Gimmicks auf Frankie-Maxis, z.B. ihre gelungene Version des „Roadhouse Blues“ von den Doors auf der zweiten „Rage Hard“-Maxi. Beide: (4) Auch die Psychedelic Kurs lassen sich ihren Songs eine gehörige Portion Percussion, Disco Beat und andere Streckmittel untermischen, im New York Mix von „Heartbreak Beat“ (CBS) geschieht dies nicht anders als bei ihrem größten Erfolg 1984. dem Song-verwandten „Heartbeat“. Fortsetzungsroman, deshalb nur: (3).

Matt Johnson von The The richtet seine Remixes. bisher drei aus der LP 1NFECTED (CBS), weniger nach Tanzbarkeit und Auflockerung aus: er strapaziert sie. verschnörkelt die klare Linie durch dezentes Geklapper hier, geknüppelte Drums und pfeffrige Trompetensoli da, er nutzt die Maxi und macht gleich zwei divergierende Versionen vom Titelsong. Im „Energy-Mix“ quält er den Song, bis er völlig gestutzt, fast zerpflückt ist. (4) Live-Aid-Anstoß und Boomtown Ratte Bob Geldof wirkt dagegen geradezu zahm und zahnlos. „This Is The World Calling“ ist ein absolut egoloses Stück Musik, belanglos, plätschernd, aufgebraucht, selbst in der Extended Version zu müde, um damit auch musikalisch seinem Status als Wundervollbringer. Organisator und Nobelpreis-Anwärter gerecht zu werden. Mutter Theresa oder K. H. Böhm könnten es herzhafter. (1) Etwas Besonderes von The Housemartins, die schon auf vorangehenden Maxis bewiesen, wie schön sie zusammen á capella singen können. Diesmal sind’s fünf Gospel/Spirituals. ohne Instrumentalbegleitung. Wem noch ein Geschenk für die Großeltern fehlt, ist mit „Caravan Of Love“ (Go Disc) gut beraten. (4) Ebenfalls generationenübergreifend: Dr. & The Medics covern den Multi-Million-Seller der 70er. „Waterloo“ (CBS) von Abba. Erneut ein farbenprächtiger Hit, den der Dr. zusammen mit dem alten Pop-Untergrund-Star Roy Wood (Nightriders, Move) schmettert. Darüber hinaus drei neue Songs, die aber nie das Kaliber ihrer 70er-Zitate erreichen. (3) Etwas fade wirken Art Of Noise, die zwar einen guten Groove programmierten, ihn aber langweilig mit ihren typischen gesampelten, monotonen Gesangsphrasen und dem Geräusch von gewedeltem Blech garnieren. „Legacy“ stammt von keiner LP. klingt aber altbekannt. (3) Der belgische Synthie-Pop besitzt sein eigenes Gesicht, ist härter und gleißender als seine europäischen Verwandten, liebäugelt mehr mit dem stählernen Industrial-Sound. Front 242, ein Trio, das durch kräftige elektronische Rhythmen, puckernden synthetischen Baß und dunklen Gesang zum großen Exponenten der Benelux-Szene wuchs, veröffentlichete ihre fünfte Maxi „Interception (Quite Unusual)“ (SPV). deren Songqualität allerdings etwas der Garage-Disco-Mentalität zum Opfer fällt. (4) Der Mann, der als der musikalische Vater von Prince gilt. Sly Stone, kehrt an die Vinyl-Front zurück. Mit dem ehemaligen The Time-Gitarristen Jesse Johnson nahm er „Crazay“ (A&M) auf: druckvoller Minneapolis-Funk Prince’scher Prägung. (4) Mit seiner Vorabauskopplung „Eek-Ah-Bo-Static Automatic“

(A&M) wendet sich Sly Stone mehr George Clintons P-Funk zu. locken den steifen schwarzen Groove durch ein paar angerissene rockige Töne auf der Gitarre und legt ein herrliches Pop/Soul-Duett mit Martha Davis von den Motels hin. Ein schlagkräftiges Comeback. (5)