McCoy Tyner – Plays John Coltrane :: All That Jazz: Tribut

Wer als Sideman jahrelang im Schatten eines übermächtigen Leaders agiert hat, muss unter = Umständen länger an den Auswirkungen knabbern. McCoy Tyner war von i960 bis 1965 Mitglied von John Coltranes „klassischem“ Quartett. Auch wenn der Pianist in den mehr als 35 Jahren nach Coltrane bis hinein in die jüngste Vergangenheit – eine Reihe erstklassiger (Solo-)Alben aufgenommen hat, scheint der Einfluss des großen Saxofonisten auf Tyner so übermächtig gewesen zu sein, dass dieser immer und Immer wieder auf die Musik Coltranes zurückkommt. Wie auch bei diesen Aufnahmen aus dem Village Vanguard vom 23. September 1997, Coltranes 71. Geburtstag. Zusammen mit George Mraz (Bass) und Al Foster (Schlagzeug) bietet Tyner nicht nur eine handwerklich perfekte Vorstellung, er versteht es auch stellenweise, den Geist und das flirrende Ambiente der Coltrane-Aufnahmen wieder zu beleben. Nur beschränkt sich die Auswahl der Stücke auf die Zeit von 1957 bis 1964 („Naima“, „Afro Blue“, „Crescent“) – denen Tyner auch keine neuen Erkenntnisse zufügen kann. Wie bei unzähligen anderen Coltrane-Tributalben fällt auch hier die freie Phase von Mitte der Sechziger bis zum Tod des Saxofonisten im Jahr 1967 komplett unter den Tisch. Was bleibt, ist Besitzstandswahrung auf (allerdings) hohem Niveau. Das jedoch wäre sicherlich nicht im Sinne eines Musikers wie Coltrane gewesen, für den das Morgen immer wichtiger gewesen ist als das Gestern.

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