MercuryRev – The Secret Migration

“ I tell you a secret for a song“, Jonathan Donahue hat seine private Tauschbörse aufgemacht. Geheimnis gegen Lied. Er kann das drei Minuten und 52 Sekunden lang singen, ohne dass es langweilig wird. Das war eigentlich immer schon die Stärke von Mercury Rev. Spiralpop. Bilder aus dem Dickicht schleppen, Spannungskurven über psychedelischen Meditationen entwickeln und ab und an in Popsongs münden lassen. Auf Album Nummer sechs nach ALL IS DREAM vor drei Jahren ist nichts ganz und gar Neues bei MercuryRev zu entdecken. Die Zeiten, da ein verdientes, von personellen und schicksalhaften Schwankungen gezeichnetes Ensemble wie Mercury Rev sich noch einmal neu erfinden müsste, sind passe. Donahue, Grasshopper, Drummer Mercel und Produzent Fridman sind längst im Kreis der Indie-Pop-Role-Models angekommen und lassen heuer einfach mal Reiswaffeln fliegen. So leicht geht das jetzt. „Black Forest (Lorelei)“ ist der fantastischste Soundtrack geworden, den man sich zu zwei deutschen Destinationen vorstellen kann. „Moving On“ erwischt die Beach Boys in einem Disney-Park, The Secret Migration strebt einfach weiter in Parallelwelten, die Songs wollen gar keine Erdung mehr haben, Piano und Streicher fließen nur so weg, manchmal kommt noch ein steinaltes Gitarrensolo hinzu, das in der Abmischung aber irrtümlicherweise so weit nach hinten gelangt ist, dass es nur wie ein fernes Echo an die Zeiten klingt, als Gitarrensoli ganz weit vorne sein wollten. Jeff Mercel, inzwischen von den Drums an die Keyboards gewechselt: „Manchmal erwischt es dich um drei Uhr in der Früh, und du musst ins Studio. An anderen Tagen ist es zu schön zu arbeiten, und du gehst angeln.“ Mercury Rev wissen ganz genau: An solchen Tagen hören ihre Freunde ihre Platten. Die alten und die neuen.

VÖ.24.1.

www.mercuryrev.com