Metallica – Garage Inc. :: Vielseitig

Eigentlich sollte GARAGE INC. nur eine Neuauflage der vergriffenen 87er GARAGE DAYS-EP werden. Jene Platte mit fünf Cover-Versionen wird inzwischen zu solch horrenden Preisen feilgeboten, daß die idealistischen Herren Ulrich, Hetfield, Newsted und Hammett kurzerhand Handlungsbedarf sahen. Doch statt die fünf Tracks einfach nur neu aufzulegen, wurden sie von Metallica gleich neu eingespielt. Und das hat der Band anscheinend so viel Spaß gemacht, daß sie gleich noch ein paar Tage im Studio dranhängten – bis sie 27 Cover-Versionen zusammen hatten. Und weit Metallica sich solche Extravaganzen leisten können, machten sie daraus kurzerhand ein Doppelalbum. Auf den ersten Blick eigentlich keine wirklich spannende Sache: Die Neuinterpretationen von Discharge, Diamond Head, Black Sabbath, Mercyful Fate oder Motörhead reflektieren lediglich die musikalischen Einflüsse des Quartetts. Weitaus ungewöhnlicher ist da schon der Hang zu amerikanischem Mainstream ä la Lynyrd Skynyrd, Blue Oyster Cult oder Bob Seger, dessen „Turn The Page“ auch die erste Single-Auskopplung liefert. Den Vogel jedoch schießen James Hetfield und Kollegen mit dem Remake von Nick Caves „Loverman“ ab. Eine derartige Vielseitigkeit hätte man den Metal-Kings dann doch nicht zugetraut. Einziger Knackpunkt an der Aktion: Die GARAGE DAYS-EP ist durch GARAGE INC. bislang keine Mark billiger geworden, Metallica-Fans hingegen sind um eine Kuriosität reicher.

Chris Farlowe – The Voice (Intuition/SMD CLD-9202-2 )

Der 58jährige Sänger, den Kollegen wie Eric Burdon oder Georgie Farne „eine der besten weißen R & B-Stimmen in Europa“ nannten, hatte im letzen Jahrzehnt ein wenig Pech. Oder war es Farlowes kraftlos-konfuses Suchen nach einem neuen Profil, das seine letzten Alben künstlerisch wie kommerziell floppen ließ? Egal — diese Phase scheint überwunden, denn Farlowe besinnt sich auf seine Rhythm & Blues-Vergangenheit, in der seine markante Reibeisen-Stimme einfach am besten zur Geltung kommt. Dank schnörkelloser Songs und einer druckvoll musizierenden Band – darunter Gitarrist Gern Clempson, der auch den Produzenten-Job übernahm geriet THE VOICE zu Farlowes vielleicht bestem Solo-Album überhaupt. Straffe Rocker, in denen Bläser und zwei Chor-Mädels jede Menge Memphis-Soul-Flair versprühen, halten sich mit eindringlichen Balladen die Waage. Ganz klar – seine Wurzeln liegen stets in der Musik der Sixties. Das merkt man schon allein daran, daß Farlowe immer wieder Oldie-Material wie den Small Faces-Hit „All Or Nothing“ zu Gehör bringt. Am meisten punkten kann Farlowe jedoch in ruhigen Momenten, weil er dort alle Register seiner modulationsreichen Stimme zieht: Er flüstert, schreit, krächzt und stöhnt, daß es eine wahre Freude ist. THE VOICE – dieser etwas großspurige Albumtitel übertreibt tatsächlich nicht, denn eine Stimme wie die Chris Farlowes ist einfach ein Geschenk Gottes.