Mew – And The Glass Handed Kites
Weil Pop schlecht vergessen kann, die Zeit aber immer weiter marschiert, gebiert sie immer neue und oftmals fragwürdige Liaisons in music. Prog-Pop heißt eine solche seltsame Laune – und mit Mew verfügt sich über wundersame Protagonisten. Denen es als Vertreter einer von später Geburt gesegneten Generation nur schwer beizubringen ist. was daran schlimm sein kann, wenn man Konzeptalben zusammenschrauben tut. Nun, AND THE GLASS HANDED KITES, ihr zweites, ist kein Konzeptalbum per Definition, wurde aber laut Infoschreiben geschaffen, um nicht weniger als das Konzept Album und das Konzept Konzeptalbum neu zu definieren. Und dann auch noch diese Texte, in denen es stilecht aufs Heftigste surrealisiert und sich sonst ein Unsinn Bahn bricht: „We are the defenders of jazz ballet. People say, when theysee us: ‚Heyfolks! It’s the saviours of Jazz ballet. Fearless heroes ol kick and spin.“ Aber hoppla, da ist ja auch Humor! Und es findet sich eine starke Liebe zu Melodien in klaren Linien und Kanons seligster Einfalt, und eine derart ausgeprägte Indiegitarrenpop-der-frühen-bis-mittleren-90er-Sozialisation – die kriegst du auch nicht mit der Idee kaputt, 60 Minuten mit einem einzigen Song vollzupacken (was dem Album einen ziemlichen Sog verleiht, aber nicht so weit vorangetrieben wurde, daß z.B. keine Singles übriggeblieben wären). Keine Frage, wenn hier einer sterben müßte, er würde es in Schönheit tun. Dank Schwulstlust und Moorlicht-Hinterherrennerei, und es wäre ein Tod durch Ertrinken in etwas Dickflüssigem. Aber es stirbt ja niemand. Wenn einer der vier Dänen in die Knie geht, dann nur, weil er beten tut. Zu J. Mascis z.B. Der erhört sie dann auch und singt gleich mit. In Lied zwei: „Chinaberry Tree‘.
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