M:I-2 :: Kinostart: 6.7.
Sollte tatsächlich irgendjemand denken, GLADIATOR sei zu schlapp, seine Action zu lau, sein Held nicht cool genug – die Gebete sind erhört worden. M:l-2 ist der Film, in dem John Woo alles in den Schatten stellt, was der „Mozart der Zerstörung“ in seiner fabelhaften Karriere bislang inszeniert hat. Die ausufernde Schießerei in dem Ballistik-Ballett THE KILLER? Kinderkacke. Die halbstündige Destruktionsorgie in einem Krankenhaus in HARD BOILED, Woos Abschiedsgeschenk an Hongkong, bevor er nach Hollywood wechselte? Warmgeduscht. Die g-mm-Raserei auf engstem Raum in IM KÖRPER DES FEINDES? Vorvorgestern. Nachdem Brian De Palma die alte Agentenserie „Kobra, übernehmen Sie!“ vor vier Jahren als klinisch-kühles Suspense-Planspiel kinogerecht wiederbelebte und der Dot-Com-Generation mit Ethan Hunt ihren hocheigenen Bond schenkte, nutzt jetzt John Woo die weite Spielwiese der Welt der internationalen Spionage, um mit allen filmisch verfügbaren Mitteln Unmögliches wahr zu machen. Dass es kein Kinderspiel war, der endlose Dreh in Australien selbst zur Mission: Impossible ausartete, sieht man dem fertigen Produkt aller stilistischer Leichtigkeit und Eleganz zum Trotz an. Aber wen kümmert das? Spätestens bei dem halbstündigen Showdown brechen alle Dämme: So etwas hat man noch nicht gesehen zumindest bis Ang Lees überwältigendes Martial-Arts-Spektakel HIDDEN TIGER, CROUCHING DRAGON anläuft! Mit multiplen Kameras gefilmt, präzise im Gap-Commercial-Stil mit 360-Grad-Perspektivdrehungen festgehalten und so up to date wie MATRIX im letzten Jahr, lässt Woo seinen Star (und – wie man hört häufig bockigen Produzenten) Tom Cruise so lässig aussehen wie nie zuvor. Die Handlung? Ganz ehrlich: Unwichtig. Es reicht zu wissen, dass der Schotte Dougray Scott ein ebenbürtiger Gegenspieler ist, Anthony Hopkins ein supercooler Vorgesetzter,Thandie Newton eine tolle Heldin und dass Ving Rhames zu kurz kommt. Der Rest sind Stunts und Schießereien in allen erdenklichen Lagen, die aber nie zum Selbstzweck geraten. Denn John Woo wäre nicht der beste Action-Regisseur der Welt, wenn er nicht wüsste, dass die atemberaubendste Szene der Welt nichts bedeutet, wenn sie nicht auf Gefühlsebene fesselt. Und dass ihm diese emotionale Bindung auch in einem 100-Millionen-Dollar-plus-Monster nicht im Sperrfeuer seines Stahlgewitters abhanden kommt, ist seine größte Leistung. Ein Zugeständnis an Hollywoods Geld-Maschine blieb ihm dennoch nicht erspart. Der gewohnt erschütternde Eindruck seiner Schießereien, die den Zuschauer zwischen Faszination und Ekel schweben lassen, wurde aufgrund günstiger Altersfreigaben gemindert: Zwar wird geballert, was das Zeug hält. Der verheerende Eindruck, den die Kugeln hinterlassen, wird durch clevere Schnitte allerdings ausgespart. Eigentlich fatal, denn das Studio mindert damit ultimativ die Wirkung des ganzen Films.
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