Mia, Zirkus :: VÖ: 21.7.

Wird’s Mieze Katz zu wohl, geht sie aufs Seil. Soll gleich der Weißclown diesen epsteinschen, sillynesken Deutschpop holen? Oder gibt es doch ein Fallnetz hierfür in deinem Herzen ?

Komm mit mir ins Abenteuertand, trätet die stolze, aufrechte, nimmermüde Katz. Sie maunzt dir unablässig ins Ohr, weil liebestoll und sowieso ganz Messias: Das Leben, das ist jeden Tag ganz neu-du mußt nur deine eigene Manege frei machen! (Und jetzt im Megaphonsound:) Meine Damen und Herren, tauchen sie also ein in diese bunte, aufregende Welt von ZIRKUS, in der Glück und Gefahr, Melancholie und Euphorie so eng beieinander liegen wie oft auch im richtigen Leben. Hurra, sagt die Katz, was ist das nur für ein toller Platz hier – alle Sägespäne in der Manege aufgeladen mit einer Metapher, die nur darauf wartet, wie die weifäen Pferdchen in meine Strophen zu springen. Und es ist ihr piepegal, daß da schon Heerscharen von Schlageraffen, Chansonetten und Bedeutungsrockern mit dem Rechen durchmarschiert sind, alle Späne, jeder Pferdeapfel schon zweimal umgedreht wurden. Maunzt die Katz: Mir egal! Mir egal! Ich bin ganz neu und weißes Papier. Ich will alles anfassen! Hochheben! Rumzerren! Mich ran- und reinschmeißen! Deine Intimsphäre ist meine Schmerzgrenze nämlich nicht, mein Liebster! Die Katz, sie kann halt nicht anders, begeistert und beglückt von der Welt und sich selbst. Und wenn ihr einer vor die Füße kotzt, weil ihm schlecht geworden ist, so penetrant naiv und selbstgerecht und überdreht angemiezt und durchgejault, so zusammen mit allem und jedem von ihr über den Haufen geliebt, sagen die Katz und die anderen stolzen, nimmermüden Menschen, die im Namen von Mia. drauflos verlautbaren: Super, wir sind umstritten, wir bewegen was! Doch vielleicht ignoriert man das alles einfach mal, an einem guten Tag oder einem egalen. Dann kommt sehr schnell ein unscheinbares Häppchen Erkenntnis des Weges gehopst und meint: ZIRKUS ist gar keine so schlechte, vor allem aber durchschnittliche Schlagerpop-Platte. Bei allen Klischees und mancher Anmaßung kompositorisch um einiges eigenwilliger und ja: künstlerischer, interessanter produziert und anregender arrangiert als so mancher fahler Klee und fauler Toni Kater da draußen. Und die Texte sind bis auf einige übliche Dummheiten und Peinlichkeiten auch nicht übermäßig dusselig. Außerdem kann Mieze Katz tatsächlich singen – und sie tut das nicht halb so enervierend, wie man es in Erinnerung behalten möchte. Ja wie, folgt am Ende hier noch ein Appell zum Mia.-Duftefinden? Gott bewahre, nein! Nur ein Tip: Man sollte Mia. und die Mieze Katz einfach nicht so wichtig nehmen. Denn sie mögen ja so einiges sein, aber das sind sie nicht.

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