Michael Jackson – Das Phänomen :: Von Jochen Ebmeier
ATLANTIS SCHOTT, 264 SEITEN, 24,90 DM
Der Ansatz stimmt, denn Jochen Ebmeier hat keine Hurra-Biografie verfasst, in der selbst Jackos Nase als irgendwie echt gelungen bezeichnet wird. Nein, Ebmeier fühlt dem „Kingof Pop“ tatsächlich auf den Zahn, legt die problematischen Familienbeziehungen im Jackson-Clan offen und charakterisiert einen ebenso scheuen wie talentierten Mann, dem das Erwachsenwerden bislang noch nicht vergönnt war. So weit, so gut. Wer Peter Pans Seele studieren möchte, wird mit diesem Buch zuvorkommend bedient, und auch Ebmeiers Anmerkungen zu Jacksons Musik sind in der Regel zutreffend. Um ein Phänomen wie Michael Jackson begreifen zu können, und sei es nur musikalisch, ist natürlich Grundlagenforschung von Nöten, und genau dort liegt der Hund begraben. Denn von Popkultur hat der bekennende Klassik-Fan Jochen Ebmeier nicht immer die Ahnung.diesein reichlich selbstgewisser Tonfall vermuten lässt. Beispiele gefällig? Also gut: Da stellt der Autor die These auf, dass so mancher weiße Country-Song inhaltlich wie formal auch als Blues durchgehen könnte, was zweifelsohne stimmt. Als Beispiel jedoch Elvis Presleys ersten Hit namens „That’s All Right, Mama“ anzuführen, ist schlichtweg Nonsens, denn der wurde acht Jahre vor Elvis vom schwarzen Blueser Arthur „Big Boy“ Crudup komponiert und aufgenommen. Für Stirnrunzeln sorgt auch Ebmeiers Behauptung, die britische Frühsiebziger-Schlagerkapelle Middle Of The Road sei zu „Thriller“-Zeiten „eine der populärsten Rockbands“ gewesen. Kleinigkeiten, gewiß, und nicht zwangläufig ein Grund zur Klugscheißerei. Doch irgendwie machen solche Fehler misstrauisch.denn von falschen Grundlagen auszugehen führt selten zu richtigen Schlußfolgerungen. Nun wollen wir aber dem Autor nicht Unrecht tun: MICHAEL JACKSON – DAS PHÄNOMEN ist eine ambitionierte, kritische Auseinandersetzung mit einem der einflussreichsten Popmusiker der Gegenwart.
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