„Michel Colombier – Wings
Mit einem beträchtlichen Werbeaufwand wurde hier in Deutschland Michel Colombier’s Erstlingswerk „Wings“ gestartet. Doch die hochgesteckten Prognosen erwiesen sich als Fehlschlag. „Wings“ zu deutsch: die Flügel, sind vom Komponisten dermassen gestutzt worden, dass sie sich niemals mehr in die Luft erheben werden. Kopien von Blood, Sweat & Tears sind offensichtlich und werden auch nicht verborgen. Pompöse Bläser- und Streichersätze geben dem Thema symphonischen Charakter, doch alles bleibt Stückwerk. Ein unfertiges Teil wird an das nächste angelehnt, so dass letzten Endes ein unübersichtliches Trümmerfeld zurückbleibt. Man wird beim Anhören dieser LP das Gefühl nicht los, dass alles zu gewollt und zu konstruiert klingt. Gefühlen wird kein Raum gelassen sich zu entwickeln, sondern steril nach mathematischen Prinzipien wird das Thema zusammengestellt. Fraglos erscheint die Disziplin, die bei den rund 40 Leuten herrscht, als ein Punkt der unumgänglich ist. Doch durch dieses sich einem höheren Gedanken unterzuordnende Prinzip wird der letzte Funken Leben ausgelöscht. Selbst eine 5-Mann-starke Rockgruppe verliert dadurch ihre Spontanität und vegetiert in einem Chaos von Streichern, Bläsern und Solostimmen nur noch dahin. Der Mief von Plüsch und bequemen Opernsesseln macht sich im Wohnzimmer mit „Flügelschlag“ bemerkbar. Eine Situation also, die nichts, aber auch gar nichts mehr mit der heutigen Musik gemein hat. Dass Colombier trotzdem diesen Versuch gewagt hat, erscheint mir fehl am Platz. Seine Musik ist ein totgeborenes Kind, was auch durch starke Rock-Rhythmen nicht mehr belebt werden kann. Sicherlich hat man bei der Produktion dieser LP, übrigens heisst der Produzent Herb Alpert, mit den Möglichkeiten gegenteiliger Meinungen gerechnet. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass man bewusst damit spekuliert hat. Leider bin ich nun auch auf diese verkaufstechnisch, wundervoll gestrickte Masche hereingefallen.
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