Mickey Dread – World War 3
In capital Kingston and across the world… Michael Campbell is professor of rockers and Dean of dub… diese bescheidene Widmung war der Cover-Rückseite Mickeys erstem Album, EVOLUTIONARY ROCKERS, zu entnehmen. Wen wundert’s, daß der frisch gebackene Akademiker nunmehr nichts Eiliges zu tun hatte, als seinen bürgerlichen Namen mit dem Pseudonym „Dread“ zu vertauschen. Dreader (hart dread!) Mickey war zuvor DJ beim staatlich kontrollierten Radio, der Einzige, den Downtown-Kingstons Mega-Draads akzeptierten. Dann das, was von den Authoritäten mit den ungünstigsten Sendezeiten bedacht, über den Äther lief, bot die einzige Alternative zu gepflegtem loversskank und US-Konfektiorisdisco.
„Proper Education“ und „Barber Saloon“ beschwertem dem Allround-Tälent danach eigene Monsterhits auf der Insel, seine Verbrüderung mit der Channel One Crew machte Sich mit EVLOLUTIONARY ROCKERS und AFRICAN ANTHEM allemal bezahlt. Und nun? Zwei Schlachten sind geschlagen, bevor es zum Dritten Weltkrieg kommt. WORLD WAR 3! Aber genug der Vorschußlorbeeren, versuchen wir nun lieber den Grund ausfindig zu machen, warum der Toaster. Produzent und Dub-Chemist beim dritten Anlauf diesmal allenfalls einen Teilerfolg verbuchen kann.
Vor allem der Mangel an hochkarätigem Material ist es, der WORLD WAR 3 im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängern schlechter abschneiden läßt. Denn für die Auswahl der alles entscheidenden riddims scheint Mickey nicht sonderlich viel Zeit investiert zu haben. „Jah Jah Love“, „Israel Style“ und „Skinhead Skank“ sind von gleichförmigen, einfallslosen Bassläufen und zischendem Hi-Hat dominierte Stücke, die selbst durch die verrücktesten Overdubs kaum an Profil gewinnen. Das Experimentieren mit manipulierten Bandgeschwindigkeiten und in Endlosecho förmlich ersaufenden Drum-Trommelfeuer machen die beiden ersten Tracks zu wahren Meisterwerken, die sich vom Niveau der Platte deutlich abheben. Mickey sollte mit solch brillanten Ideen jedoch besser haushalten, denn anschließend verjährt er immer wieder nach demselben Schema und zerhackt systematisch die ohnehin dürftige Substanz einiger Songs durch übertriebene Gimmicks. Als DJ, mit einer sonoren, penetrant leiernden Stimme ausgestattet, gehört er allerdings nach wie vor zu den Besten des Metiers. Und diesem Umstand verdankt es WORLD WAR 3 dann auch, daß die Platte immer noch aus dem tristen Mittelmaß herausragt.
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