Minitel Rose :: Atlantique

Futur/!K7/Alive

Das französische Electro-Pop-Trio stürzt sich kopfüber in die Sound-Wogen der Achtziger.

Auf ihrem ersten (Mini-)Album vor zwei Jahren, The French Machine, klangen Minitel Rose noch wie eine knarzende C64-Version der Klaxons. Für ihr zweites Album nun mieteten sie sich ein Haus am Strand, blickten wochenlang aufs Meer und suchten dort Inspiration für Melodien. Und fanden sie: die 13 Songs auf Atlantique haben allesamt Ohrwurmpotenzial. Beim ersten Hören erschrickt man fast ein wenig: ist das nicht ein bisschen arg kitschig oder gar zu eurotrashig? Warum muss man stellenweise an Eddie Grants „Electric Avenue“ und Sandy Martons cheesy Italohymne „People From Ibiza“ denken? Darf einem so was überhaupt gefallen? Es darf! Spätestens nach dem dritten Durchlauf erkennt man, mit welch cleverer Finesse hier Achtziger-Synthiesounds („Movie Of Your Life“), Discobeats („So You“), Mitsumm-Refrains („Hundred Years“) und romantische Melodien („Stay“) zu einem zwar deutlich in der Vergangenheit verwurzelten aber nie blöd retro klingendem, poppigem Klanggewebe verknüpft wurden. Raphael, Romain und Quentin singen wesentlich mehr als auf ihrem Debüt, und auch wenn der Gesang mal leicht ins hysterische Falsett kippt, so addiert er eine wunderbare Portion Charme. Das Album entfaltet wie so viele feine französische Dinge – Rohmilchkäse, Rotwein, Reizwäsche – sein wahres Potenzial erst auf den zweiten Bissen, Schluck, Touch. Dann aber kann man kaum noch genug davon bekommen.

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