Mink DeVille – Sportin‘ Life

Ein neuer Coup von Willy DeVille. Nicht unbedingt ein neuer COUP DE GRACE, doch mit nur wenigen Abstrichen kommt der schlaksige Troubadour aus Manhattan-Ost an das Niveau seines 81er Klassikers heran. SPORTIN‘ LIFE besitzt die Würze und Thematik, wie man sie von dem 32jährigen Sänger und Gitarristen erwartet: Leid und Liebe, Einsamkeit und hoffnungslose Leidenschaft stecken in seinen Songs. Lust und Frust – diese Spannungs-Pole bestimmen immer wieder Willys Wirkungsfeld. Sein Musikstil – vom Rhythm & Blues der 50er und 60er Jahre genährt, von ethnischen Einflüssen durchwachsen und über viele Jahre geformt hat persönliche Eigenarten und ist absolut frei von synthetischem Beiwerk.

Zwei Jahre ließ der Mann mit dem „Brilli“ im Schneidezahn und dem Belcanto-Schmalz in der Stimme seit der letzten Veröffentlichung vergehen. Ganz leicht fiel ihm die neue Produktion nicht, wie man aus geheimen Kanälen vernehmen konnte. In Holland wurde die Produktion angefangen – mit Willys eigener Tour-Band. Das lief nicht. Also verkroch sich der Meister in die Muscle Shoals Studios in Alabama/USA, um dort mit der hauseigenen Rhythmus- und Bläser-Truppe die klaren Konturen für SPORTIN‘ LIFE zu akzentuieren.

Eine richtige Entscheidung. Die zehn Songs strotzen vor Kraft und Kompaktheit und werden von melodischem Reichtum und instrumentaler Schärfe charakterisiert. „Heart Of The City“, „Italian Shoes“ und „Easy Street“ pulsieren im angerauhten R&B-Sound; das Sahnestück der LP, die Ballade „I Must Be Dreaming“, ist wieder DeVillesche Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst. Auch „Slipping Away“ droht abzuschmieren, doch Willy & Co. kriegen jede Kurve.

„When You Walk My Way“ sowie „Something’s Beautiful“, zwei sentimentale Melodie-Fetzer, schrieb Willy wieder zusammen mit Doc Pomus, einst Haus-Autor für die Drifters und Elvis und schon bei dem DeVille-Comeback LE CHAT BLEU als Co-Autor tätig. Eine handfeste Überraschung bahnt sich dann bei den ersten Tönen von „Little By Little“ an. Meint man doch glatt, den Dicken aus Dingsda im vollen Bariton sein Piano über die Bühne schieben zu hören. Doch Willy krallt sich ums Mikro, nicht der alte Fats Domino.