MO & The Gangsters In Love – Der Erzengel Novotny

Endlich einer, der auszieht, um mit deutscher Muttersprache gegen die weitverbreitete provinzielle Biederkeit zu kämpfen. Es gibt meines Wissens zur Zeit keinen Sanges künstler in unseren Breiten, der wie Günther Mokesch (genannt: Mo) mit einem derart skrupellosen Exhibitionismus die hintersten Ekken seiner Seele einem Mikrofon entgegenschleudern kann.

Der 26jährige Wiener Musiker mit starkem Hang zum mystischen Theater legt ein interessantes Debütalbum vor, wenn auch viele Chancen dabei vertan wurden. Durch eine teilweise unbefriedigende Produktion bleiben einige der zehn Songs (sechs deutsche, vier in einwandfreiem Englisch) trotz ausgezeichneter Ideen einfach stecken.

Musikalisch wird von den Gangsters in Love in erster Linie zeitgemäßer Rock geboten (also in etwa: schräge Säge-Gitarre trifft treibende Snare-Drum auf 2 und 4; durchtriebenes Baß-Gepumpe plumpst durch akkordverleimende Elektrotasten).

Doch was wäre ein richtiges Stück Vinyl aus Wien ohne die obligate Klavierballade, in der der Künstler symptomatische Morbidität und Dekadenz zur Schau stellen darf. In „Mein Süßer Engel“ gibt’s davon reichlich.

Eine Coverversion ist auch zu finden: Iggy Pops PARTY-Stück „Pumpin‘ For Jill“ heißt bei MO „Du Bist Wie Ich“ und ist definitiv keine Hommage des Wieners an den (optisch nicht unähnlichen) großen Meister des Exzesses.

Man sollte dieses Erstlingswerk des Ex-Hallucination Company-Mitgliedes lediglich als Visitenkarte betrachten. Potential hat Mokesch wie momentan kein Zweiter in der Alpenrepublik. Es liegt eigentlich nur mehr daran, den Produzentenstuhl richtig zu besetzen.