Mörderische Familienbande – „Auf kurze Distanz“ von James Foley :: Kinostart: 4. April
Die Flucht vor Elend und Langeweile als direkter Weg in den Abgrund sind das Thema von „At Close Range -— Auf kurze Distanz“. Es ist die erste Regiearbeit James Foleys für ein großes Studio, darum durfte er sich zwei junge US-Stars für die Hauptrollen aussuchen: Bad Boy Sean Penn sowie den Darsteller des Oberbösewichts aus dem letzten Bond-Film, Christopher Walken.
Zwei solche Extra-Bösies braucht es auch für einen Film, in dem heftig gemetzelt, geklaut und gestorben wird. Brad Whitewood jr. lebt mit Halbbruder, Mutter und Großmutter in ärmlichen Verhältnissen irgendwo in den Hinterwäldern Pennsylvanias. Seinen Vater hat er ewig nicht mehr gesehen, der soll allerdings ein berühmter und erfolgreicher Ganove sein. Als er eines Tages auftaucht, sieht Brad junior eine Chance, dem Elend zu entkommen — falls er ebenfalls die Ganovenlaufbahn einschlägt.
Bald kennt er Vaters Tricks und gründet seine eigene Bande. Ein Mädchen will schließlich den Sohn auf den geraden Weg zurückbringen. Sie treibt dadurch einen Keil zwischen die beiden, die sich verfeinden. Als die Polizei Sohnemann auf die Schliche kommt und so auch Valers Bande in Gefahr gerät, beschließt das Ganovenvorbild, die jungen Nachahmer einen um den anderen abzumurksen. Am Schluß stehen sich Vater und Sohn vor Gericht gegenüber: die einzigen Überlebenden.
Foleys Film ist düster spannend, voller edel-elender Stimmungsbilder. Die (wahre) Geschichte krankt aber daran, daß es Filme mit diesem oder ähnlichem Motiv schon reichlich gibt. Sehenswert wegen der guten schauspielerischen Leistungen des ganzen Ensembles: Dummerhafte Männlichkeitsgebärden, kleinkarierte Prahlerei und Großmannssucht sind schmerzhaft fühlbar. Überraschend, daß Mrs. Sean Penn (alias Madonna) eine wirklich schöne Ballade namens „Live To Tell“ für den Film geschrieben hat.
J. D.
Kinostart: 4. April
MAMMA MIA MIT MORDGELÜSTEN -Camorra von Lina Wertmüller In Neapel ist die Hölle los: Ein Drogenhändler nach dem anderen lebt ab. Die Camorra-Bosse geraten in Unruhe: Keine der Gangster-Familien will es gewesen sein. Und obendrein — peinlich, peinlich. — Allen Opfern haben die Täter eine Injektionsspritze in den Sack gerammt.
Camorra ist ein melodramatischer Krimi der italienischen Kult-Regisseurin Lina Wertmüller. Das Finale aber hat sie total in den Sand gesetzt: Spätestens nach 100 Minuten beginnt das Pathos zu wabern — und Frau Wertmüller singt bis zum Ende des zweistündigen Films Hohelieder auf die tapfere, aufrechte „Mamma Italiana“: Die Mörder waren nämlich — o gar erstaunliche Wandlung der Handlung — 4(1 Frauen und Mütter, die Rauschgift-Leid oder -Tod ihrer Kinder auf diese Weise rächen wollten.
Im unvergleichlich kitschigen Finale sieht man diese Aufrechten als Angeklagte in einen Käfig gesperrt, den man sonst aus Mafia-Prozessen kennt. Und Wertmüller erspart sich und dem Publikum nicht einmal die Gegenschnitte zwischen den Müttern (mit Tränen in den Augen) auf der Anklagebank — und den Kindern (mit noch mehr Tränen) auf den Zuschauerbänken.
Wen das nicht abschreckt, kann sich auf den Film freuen. Die ebenso schöne wie begabte Angela Molina spielt neben einem nicht minder überzeugenden Harvey Keitel eine der Zentralfiguren. Zurecht wurden die beiden auf den Berliner Filmfestspielen bejubelt, während Lina Wertmüller auch reichlich Buhs einstecken mußte. Eine halbe Stunde weniger —- und es wäre ein gelungener Film.
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