Morcheeba – Charango

Zu Beginn könnte man noch glauben, dass fast alles wie zuletzt immer ist bei dem britischen Trio: Die Beats der meisten Stücke sind wieder so träge wie vor dem Ausflug in Radiofreundlichen M-People-Pop mit dem 2000er Album FRAGMENTS OF FREEDOM, das den Hit „Rome Wasn’t Built In A Day“ abwarf; Skye Edwards‘ sinnliche Vocals, die sehnsüchtigen Melodien („Slowdown“, „Otherwise“) – die Rezeptur, nach der die Brüder Ross und Paul Godfrey den Morcheeba-Sound zusammenrühren, hat sich nicht grundlegend verändert. Doch unter der auf Hochglanz polierten Oberfläche schimmern bei genauerer Betrachtung allerhand musikalische Geländegewinne durch. Wichtig im Konzept von CHARANGO sind die Gastbeiträge: etwa der harsche Rap von Pace Won im Titeltrack, die beiden Songs, die Lambchop-Kopf Kurt Wagner beigesteuert hat („What New York Couples Fight About“, „Undress Me Now“], oder Slick Ricks fiese Rhymes in der Mörderstory „Wonnen Lose Weight“. Wichtig sind aber auch die instrumentalen Zutaten, etwa die exquisiten Streicherarrangements von Nick Ingman, ein samtiges Barsax in „Sao Paulo“, Querflöten, Celli, und eben jenes kleine südamerikanische Saiteninstrument, das dem Album seinen Namen gab. Sie alle sind klingende Symptome für die Vielzahl an Einflüssen, die in den zunächst so homogen wirkenden Morcheeba-Stil eingehen -von der R&B-, Funk-, und Disco-Grundierung, dem Ambient-Hintergrund sowie Jazz- und Afro-Bezügen über einen gelegentlichen Touch von Tropicalismo bis hin zu einer Prise Bacharach. Sehr geschmackvoll und clever, das alles. Vielleicht sogar ein bisschen zu clever und subtil diesmal, um wieder einen Volltreffer wie „Rome…“ zu landen. Mitunter geht der Eklektizismus bei Morcheeba so weit, dass die Stücke schon collagenhafte Züge annehmen, wie im zwölfminütigen „The Great London Traffic Warden Massacre“. Andererseits ist CHARANGO genau deshalb auch ein typisches Beispiel dafür, was man in England einen „Grower“ nennt: ein Album, das bei mehrmaligem Hören immer noch ein bisschen besser kommt.

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