Morrissey :: Who Put The „M“ In Manchester
Morrissey und Band geben ein Konzert. Und das ist schon Ereignis genug.
Das Empire hatte ihm Zuneigung entzogen, die Treue gebrochen. Kurzum: Sein Heimatland, mit dem er ein selten inniges Verhältnis pflegt, schuldete ihm Respekt. Deshalb war Morrisseys Auftritt in der Evening News Arena seiner Heimatstadt Manchester am 22. Mai 2004 (sein Geburtstag!) dann eben doch ein Comeback. Dafür, daß es triumphal gelang, sorgte Morrissey mit einem grandiosen Gig. Zusammengestellt aus Liedern seiner bisherigen Karriere, das den Fans das gute Gefühl gab, ihren Messias nie verloren oder gar verraten zu haben. Wer dort erleben durfte, welche Magie ein bloßes Rockkonzert immer noch vermitteln kann, darf später den Enkeln davon erzählen. Oder er läßt es doch besser bleiben, weil sich Musik und all die Nuancen, die ein großartiges Konzert von einem ganz netten unterscheiden, schlecht in Worte fassen lassen. Zum Glück gibt es diese DVD. Darauf ist aus betont dokumentarischer Perspektive, von vorne, hinten und von beiden Seiten zu sehen, welch einzigartiger Performer aus dem linkischen Gladiolenwerfer geworden ist. Mit einer kompakt musizierenden Band und seinem Namen in riesigen, roten Lettern im Rücken wirft sich Morrissey mit dem Selbstverständnis eines erfahrenen Volkstheater-Darstellers in nonchalante Posen, witzelt trocken und nie frei von Egozentrik, bleibt aber immer höflich und liebenswürdig. Und er singt wie nie. Was man noch sieht: Menschen in Verzückung. Die jede Zeile soufflieren. Die sich strecken, als könnte ihnen dieser Mann Heilung geben. Und natürlich ist der gerührt. Das können Sarkasmus und Lakonie nicht ewig übertünchen. Am Ende – „There’s A Light …“ verschwindet im Fade-Out – bricht ihm die großartige Stimme. Nur ganz leicht. Er sagt mit feuchtem Blick im Gehen: „God bless you. I love you.“ Er spricht nicht nur von Liebe. Er hat seine Fans mindestens so vermißt, wie sie ihn vermißt haben. (Die DVD bietet nicht nur eine alternative Trackliste zur Live-CD [siehe Seite 83), sondern neben dem Arena-Auftritt noch fünf Songs vom Move-Festival in Manchester sowie die Videos zu den QUARRY-Singles.)
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