Motel Lovers-Southern Soul From The Chitlin‘ Circuit

Drei Menschen in einem Bett-das ist eindeutig, irgendwie nicht so ganz ideal. Jonathan Fischer nimmt auf seiner neuen für Trikont zusammengestellten Compilation mit in die Südstaaten. Der Blick in die dortigen Jukeboxen offenbart eine Welt des Low-Budget-Soul, lokale Helden spielen auf zum Saturday-Night-Schwof. Thematisch ist das relativ übersichtlich, ein Destillat der klassischen Southern-Soul-Themen. Diezurückgelegte Strecke ist in der Regel die von der Tanzfläche desjuke Joint in ein Motelbett. Bobby Rush macht mit raspelnder Blues-Stimme gleich die Ansage für den Abend: „NightFishin“‚-Angel rausund anbeißen lassen. Es ist eine Welt, in der die Codewörter für das Eigentliche so eingefahren sind, dass sie das Eigentliche gar nicht mehr codieren. Sheba Potts lässt schön schwül die ganze Nacht die Hüften kreisen. „Slow Roll It“ ist so etwas wie die Einführung in Tantra-Sex.gesprochen und gesungen mit der, bei aller Schlüpfrigkeit, leicht reservierten, professionell einfühlsamen Stimme einerSexpertin. Wo wirgerade bei der Beischlafkritik sind, Denise Lasalles stellt ihren, .Long Dong Silver“ nach der Probenacht an die Wand. Super, Sexismus einmal andersrum. Der Typ wird reduziertauf den Dödel, und der bringt es nicht. Der Stoff. den motel lovers vorstellt, istgrößtenteils billig produziert, hat aber nichts zu tun mit dem Plastik-R’n’B,der die Musikkanäle verklebt. Hier hört man den Southern Soul nach dem Abstieg in die Regionalklasse. Schaufelte man in den guten Zeiten in Memphis das stramm besetzte Orchester aufs Band, müssen jetzt, der Not der Rationalisierung gehorchend, gesampelte Streicher und Bläser aus dem Keyboard schallen. Egal. Denn diese Stimmen sind nicht kaputtzukriegen. Dave Mack, einer der jungen Stars der Szene, steht mit resignativer Abgeklärtheit vor seinem Baby:“SomethingAin’t Right“. Die Dramen, Irrungen und heil? durchlebten Nächte dieserSongs, sind so real, weil sie eben keine globale Pop-Massenware sind, sondern einen Geburtsort haben. Bill Coday. Veteran der Szene, weiß, wo er zu Hause ist – „On The Chitlin’Circuit“. Das ist der Begriff für die afroamerikanische Szene, ihre Kneipen. Musikschuppen. Hier riecht es nach Schweineeingeweiden, chitlins. aus der Küche. Aber es ist genau diese Miefigkeit, die so vertrauenerweckend ist.

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