Motor Boys Motor

Im letzten ME Reviews: Bedauern der stilistischen Enge des weißen Rhythm & Blues (Inmates), Freude über seltene Ausnahmen (Andy J. Forest). Hier kommen schon die nächsten Bessermacher. Zunächst ein herzliches Beileid der Polydor, die das Album nicht ins hiesige Programm nahm, unglaublich …. und ein „danke“ – wiedermal – dem IMS.

Bei MBM kracht die Schwarte, stellenweise Mörder-R & B! Das geschmack-volle Cover hat seinen Sinn: MBM aus England mixen extrem derben Tempo-Blues mit sporadisch durchscheinenden Afro-Rhythmen. Keins von beiden bleibt reinrassig, und genau in jener Verquickung liegt die Spannung.

Tony Moon heißt der Sänger mit der aggressiven Bellstimme, sein wütender Sprechgesang könnte so manchen Aale- Bananen verkauf er vom Hamburger Fischmarkt blasen.

Und weil Wilko Johnson offenbar auf Rentner macht, nahm hier Bill Carter die Sache in die Hand: Lead- und Rhythmusspiel in einem Abwasch, allerdings drei Stufen lauter und knorziger als Wilko: bösartig beißende, sagende oder in die Songs hineinbrechende Gitarrenüberfälle. John Kingham (dr) und Chris Thompson (ein Akkord-Arbeiter am Bass) stemmen den Hochdruck-Takt vor sich her. Alles ununterbrochen heftig, aber nie nervtötend; spürbar, wie Kräfte freigesetzt werden.

Live, so melden die Gazetten jenseits des Kanals, sollen die vier Zornigen mit schöner Regelmäßigkeit Hallendächer zum Abheben bringen. Absolut glaubwürdig, nachdem einem schon diese Wucht aus dem Studio den Hut hochgehen läßt (samt Kopfhörer). „Drive Friendly“ und „Little Boy And Fat Man“ sind die brisantesten Sonderangebote, ein wildgewordener Bass und die plötzlich losplirrende akustische Slidegitarre auf „Sacred Pie“ kommen als Genuß des Monats.

Motor Boys Motor: Die größte weiße Dampfhammer-Hoffnung seit Max Schmeling.