Mumford & Sons im Atomic Café, in München

Was „barn dance“ auf Deutsch heißt, will Marcus Mumford wissen. Das vermeintliche Familienoberhaupt mit dem Django-Reinhardt-Blick und seine „Söhne“ finden es mindestens so amüsant wie erhellend, ihr Publikum mit rudimentären Kenntnissen der Gastgebersprache zu erfreuen und sich zusätzliche anzueignen. So erklärt der engagierte Freizeitlinguist/hauptamtliche Banjoist Winston Marshall, er könne berichten, dass Bassist Ted Dwane „heute Geburtstag hat“, er muss das gratulationswütige Auditorium aber gleich wieder einfangen: Nein, nein, Ted hat heute gar nicht Geburtstag! Er habe das nur kürzlich zu sagen gelernt. Doch zurück zu Marcus Mumfords Eingangsfrage … „dance“ ist klar. Aber „barn“? „Scheune!“, ruft einer. „Tenne!“, variiert ein zweiter. Die ruralen Verflechtungen der Stadt München – laut Vorurteil ohnehin nichts anderes als ein zu groß geratenes Dorf – zeigen Ackerspuren. Vielleicht liegt es ja genau daran, dass sich das Publikum nach nur zwei Auftritten in ihrem Dorf rückhaltlos in diese Folkband verliebt hat. Das Atomic stobt und tobt und, kein Zweifel: liebt sie. Sie kommt übrigens aus London, die Folkkapelle der Saison – wohl auch so ein Dorf, – und spielt mit „Roll Away Your Stone“ dann einen Scheunentanz, der sich gewaschen hat.

Das ganze Quartett, den ganzen Abend: nichts anderes als Seele und Musik, bis kein Lied mehr in der Brusttasche von Marcus‘ grob kariertem Hemd übrig ist. Drei Knöpfe offen, bis runter zur Brust – ein Zeichen: das meistgesungene Dingwort des Abends ist „heart“. Und nicht vergessen: Auch den Mund immer schön weit auf beim Singen! Diese alte Schulchorleiterleier muss jenen nicht eigens anempfohlen werden, denen das Herz auf der Zunge liegt. Marcus, Winston, Ted und Tastenmann Ben Lovett stehen zusammen, aufrecht, zum Finale sogar unverstärkt diesseits ihrer Mikrofone, und sind so weit offen, wie Musiker nur sein können. Wie ein Scheunentor. Wer da selbst nicht aufmacht, ist selber schuld.

„A barn dance is any kind of dance held in a barn“, sagt Wikipedia. Wir erlauben uns, zu ergänzen: „Any kind of location where Mumford & Sons are playing becomes a barn.“

www.mumfordandsons.com