Muse :: München, Babylon

Unglaublich, wie Sich eine Band in so kurzer Zeit so heftig weiterentwickeln kann. Gerade mal ein knappes Jahr ist es her, dass Muse das letzte Mal in der Stadt waren. Damals wirkten sie reichlich verstört, versteckten sich auf einer schlecht ausgeleuchteten Bühne hinter einem undurchdringlichen wall of sound. Von einer Bühnenshow fehlte jede Spur. Im Frühsommer 2001 ist das alles ganz anders. Das Babylon, die zweitgrößte Halle im Kunstpark, Münchens riesigem Spaßareal, ist ausverkauft. Die Britpop-Gemeinde ist vollzählig angetreten,dazu reihenweise Szene-Nasen und Plattenfirmen-Menschen. Ganz offensichtlich ein Konzert, das man besser nicht verpassen sollte.

Was sich vom Vorprogramm nicht unbedingt behaupten läßt. Feeder rocken gepflegt, aber auf Dauer doch relativ ermüdend ab. Das Publikum nimmt’s gelassen, wartet geduldig auf den Mini-Hit „Seven Days In The Sun“, aber den sparen sich Feeder heute lieber. Egal, man ist ja schließlich wegen Muse da. Und die lassen gleich zu Beginn die Kinnladen nach unten klappen. Mit einer fluoreszierenden Version von „Micro Cuts“ vom neuen Album „Origin Of Symmetry“ geht’s los. Was an sich jetzt nicht so super sensationell wäre, hätte Sänger Matt Bellamy sich nicht im Vergleich zum letzten Mal von einem blassen Burschen in einen Rockgott verwandelt. Mit knallrotem, hautengem Hemd und tiefschwarz gefärbten Haaren steht er da und plärrt sich die Seele aus dem Leib, dass die Halsschlagader jeden Moment zu platzen droht. Thom Yorke auf Speed. Überhaupt scheinen Radiohead immer noch zu den wichtigsten Einflüssen des Trios zu zählen, genauso wie Placebo und die Manics. Doch wo Radiohead längst in komplett anderen Sphären unterwegs sind, schwören Muse noch immer auf konventionelle Strukturen.

Das kommt natürlich auch der Stimmung zugute. Da wird crowdgesurft, mitgesungen,geschrien,geweint.“Fast wie bei Nirvana damals“, raunen sich zwei Richard Ashcroft-Lookalikes ehrfürchtig zu, während die drei minderjährigen Mädchen vor ihnen feuchten Auges Matt Bellamy anhimmeln. Muse mischen derweil locker die Songs ihrer beiden Alben durch: „Uno“, „New Born“, „Showbiz“, „Screenager“. Natürlich „Sunburn“,“Plug In Baby“ und „Muscle Museum“.Zugabe gibt’s keine. Wozu auch? Band und Publikum haben alles gegeben. Außerdem sieht man sich ja wieder. Spätestens auf der Stadion-Tour nächsten Sommer. Wetten?

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