Musik & Zensur :: Aufklärungsbuch
Warum machen Musiker eigentlich Musik? Weil sie Spaß dran haben und weil sie was zu sagen haben (die.die nur Kohle machen wollen, lassen wir jetzt mal außen vor). Da liegt es in der Natur der Sache, dass das Ergebnis dem einen oder anderen gelegentlich nicht gefällt. Und so kam schon im Mittelalter die Zensur ins Spiel. Nach dem lobenswerten Bändchen „Verfemt – verbannt – verboten – Musik & Zensur weltweit“, in dem er diesen sehr hässlichen Vorgang zum ersten Mal dokumentierte, beschäftigt sich Werner Pieper nun mit der deutschen Geschichte. Und da gibt es einiges zu erzählen: von den Tanz-Verboten im Mittelalter, dem Verbannen revolutionären Liedgutes im 19. Jahrhundert, der Nazi-Hetze gegen den Swing bis hin zu den bürokratischen Tricks, mit denen bis heute subversive Elemente wie etwa Straßenmusiker gegängelt werden. Ganz zu schweigen natürlich von prominenten Opfern der Zensur, namentlich dem bajuwarischen Ganja-Apostel Hans Söllner oder auch den Berliner Ärzten, deren Songs vor nicht allzu langer Zeit noch indiziert wurden. Zensoren gab es immer schon, und sie I wird es wohl immer geben-auch wenn Heinrich Heine sie seinerzeit ebenso treffend wie bündig mit dem schönen Wort „Dummköpfe“ bedachte. Musik & Zensur ist eine interessante, lehrreiche und in Zeiten besinnungslosen Ex-und-hopp-Konsums bitter nötige Lektüre, die ihrerseits auch mal ketzerisch fragt, ob die totale Marketing-Herrschaft im Musikbusiness nicht eine besonders subtile Form von Zensur darstellt. Und die überdies auch ein paar deutliche Gedanken über die Glaubwürdigkeit der wehleidigen „Copy Kills Music“-Kampagne der Tonträgerindustrie verliert.
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