Musikexpress präsentiert: Dido :: Singer-Songwriter-Triphop

Eigentlich müsste sie super-routiniert sein. Schließlich spielt sie die zwölf Songs ihres Debüts „No Angel“ jetzt schon seit zwei Jahren. Und das bei jeder möglichen wie unmöglichen Gelegenheit. „Ich weiß gar nicht, wie oft wir im Konferenzraum irgendeines Senders aufgetreten sind – nicht für die Zuhörer, sondern für die Programmdirektoren“, erzählt Dido. „Und das nur, um meine Single auf die Playlist zu hieven. Das ist stellenweise sehr erniedrigend, und ich kann nur hoffen, dass mir so etwas beim nächsten Album erspart bleibt – genau wie diese ganzen anderen Promo-Nummern. Auftritte in Bars, Cafes, Restaurants, Schulen, wo auch immer.“ Doch die Ochsentour hat die Schwester von Faithless-Boss Rollo keineswegs zum aalglatten Profi gemacht. Im Gegenteil: Der plötzliche Erfolg, der hierzulande vor allem auf dem Sample aus ihrem Song „Thank You“ in Eminems Single „Stan“ basiert, scheint die 28jährige regelrecht zu verunsichern. Denn noch vor wenigen Monaten wollte ihre europäische Plattenfirma das Album gar nicht veröffentlichen, geschweige denn eine Tournee finanzieren. Und dann das: Ein restlos ausverkauftes Hamburger Grünspan mit versammelter Branchen-Prominenz und einer Künstlerin, die gar nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Hilflos in ihren Bewegungen, unbeholfen in ihren Ansagen und verschüchtert ob der hohen Erwartungen, wirkt sie mitunter wie das berühmte Mädchen von nebenan, das schlichtweg im falschen Film ist. Doch genau das macht die brünette Britin so spannend – sie ist der überfällige Gegenpol zum durchgestylten Einheitspop des neuen Jahrtausends, zu einstudierten Tanzszenen und recycelten Computer-Beats. Dido ist eine Sängerin und Musikerin, keine Hupfdohle. Sie schreibt ihre eigenen Songs, wechselt geschickt zwischen Triphop, Rock und Pop und hat eine glasklare, warme Stimme. Auf der Bühne verlässt sie sich auf eine exquisite sechsköpfige Band und eine mustergültige Technik. Ohne große optische Effekte, ohne Netz und doppelten Boden, dafür aber mit Songs wie „Here With Me“, „Hunter“ oder „Don’t Think Of Me“ oder eben „Thank You“. Knapp eine Stunde gediegenes Pop-Handwerk, zu dem sich wunderbar schwelgen und tagträumen lässt. Und wer daran etwas zu nörgeln hat, bezieht sich entweder auf die Kürze des Vortrags, der für Club-Konzerte gar nicht mal ungewöhnlich ist, oder auf Didos Natürlichkeit. Die verglich ein selbstgefälliges Musikmagazin unlängst mit dem Charme einer Zahnarzthelferin. Dido dürften derlei Anwürfe kalt lassen, und sie wird auch bei ihren April-Konzerten wieder das machen, was ihre Fans wünschen – nicht aber versnobte Kritiker.

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