Mutter – Europa gegen Amerika :: Indie
Nichts ist gut, und Max Müller artikuliert das so eindringlich-schneidend wie sonst eigentlich nur Schorsch Kamerun von den Goldenen Zitronen. Wo Kamerun als predigerhafter Heißsporn mitreißt, regiert bei Mutter der kalt-zynische Blick. Der Feind bekommt kein konkretes Gesicht, mit dem Finger zeigen geht nicht mehr, und Außenstehen schon gleich gar nicht. In Texten wie „wir waren niemals hier“ wird man in Mithaftung genommen für die Verhaltnisse, und der grollende Düster-Rock bei „Reifen rollen“ löst per se schon beunruhigende konkrete Bilder aus der Vergangenheit aus: „Der Krieg ist vorbei“ mag man Mutter dann auf keinen Fall mehr glauben. Die zwölf Jahre alte Band, die es mit ihrem ’94er-Album HAUPTSACHE MUSIK geschafft hatte, sogar von der „Bravo“ gelobt zu werden, bleibt trotz der düsteren Grundstimmung auf Europa gegen Amerika schier unbeschränkt wandlungsfähig. Davon zeugen Winkelzüge wie das locker swingende Cover des heute bizarr anmutenden Fünfziger-Jahre-Schlagers „Damals in Berlin“, das scheinheilig neben No-School-Lärmattacken wie „Der zehnte Planet“ stehen darf. www.maxmueller.org/mutter
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